image22 image9 image18 image31 image41

Ich war – leider – nur ein verlängertes Wochenende in Barcelona, dieser faszinierenden Stadt, doch habe ich sie tief in mein Herz geschlossen. Nicht nur die wahnsinnig schönen Kirchen, allen voran die ewige Baustelle der „Sagra Famila“, sondern auch die unzähligen Jugendstilhäuser begeistern den Besucher. Grandios fand ich den Markt auf der Ramblas, der Amüsier-, Flanier- und Shopping-Meile, sondern auch der Strand und das ehemalige Olympiagelände. Hier habe ich auch die leckerste Tasse Schokolade meines Lebens genießen können.

 

image1 Jugendstil in Barcelona: Das Casa Terrades

Es gibt Städte, die man einfach gesehen und erlebt haben muss. Dazu gehören nicht nur Weltmetropolen wie New York, London oder Paris, sondern auch Städte, die man vielleicht nicht unbedingt auf seiner Prioritätenliste hat, aber schon das eine oder andere darüber gehört oder gelesen hat.

Dazu zählt auf jeden Fall auch Barcelona. Nicht zuletzt ist sie durch die Olympischen Sommerspiele 1992 weltbekannt geworden.

Wenn man dann noch das Glück hat, eine Tochter zu haben, die bei einer Airline als Purser durch die Welt fliegt und die eine schöne Geburtstagsidee hatte: mir einen Flug in eine europäische Stadt zu schenken, dann fällt die Wahl sehr schnell auf Barcelona, obgleich ich Madrid auch noch nicht kenne (aber noch kennenlernen möchte).

Doch muss man nicht eine Tochter bei einer Airline haben, um sich eine Reise nach Barcelona leisten zu können, denn Flüge sind heute nahezu für Jeden erschwinglich. Da ist die Übernachtung oftmals schon teurer als der Hin- und Rückflug! Doch auch da gibt es durch die vielen Hotelreservierungssysteme im Internet sehr gute Möglichkeiten, auch günstig zu übernachten. Ich habe mir ein modernes Design-Hotel ausgesucht, da ich nun mal in der Hotellerie tätig bin und man ja immer wieder Anregungen bekommen muss.

Am Samstagmittag flogen wir von Frankfurt über die Alpen nach Barcelona und ich konnte genießen, in die die Business-Class „upgegradet“ zu werden, wie man das heute auf neu Oberhochdeutsch so nennt.

Da ich ein anderes Hotel gebucht hatte, als das Hotel, in dem die Crew übernachtet, sind wir – meine Tochter und ich – per U-Bahn von ihrem in mein Hotel, das „Vincci Condal Mar“, gefahren. Natürlich sind wir eine Station zu spät ausgestiegen, da wir auf dem Stadtplan nicht genau erkennen konnten, welche U-Bahnstation die nächste ist. Auch diese Erfahrungen muss man machen, doch wir fanden das Hotel ohne Probleme.

Ja, da bin ich denn doch etwas zwiespältig: Design-Hotels können manchmal sehr kühl und ohne Charme wirken. Hier hatte ich auch so ein Gefühl, das nahe an der Grenze lag. Im Augenblick scheinen alle neuen Hotels Phillippe Starck-Waschbecken oder Plagiate installieren zu müssen.

image2 Das Badezimmer. Wenn es dann – wie in diesem Hotel – auch ein Bidet gibt, kann man sich auch unterhalb des Bauchnabels reinigen ohne unter die Dusche oder in die Badewanne gehen zu müssen.

image3 Die Zimmereinrichtung: Dunkelbrauner Fußboden, Wände, Glas und Möbel: alles die gleichen dunklen Töne. Nun, wie lange das wohl „modern“ sein wird?

Doch die Beschreibung eines Design-Hotels war nicht der Grund, nach Barcelona zu fliegen, sondern ich wollte die Stadt als solche erleben. Also: zurück in die U-Bahn und zur Station Jaume I, mitten in der Altstadt.

Von hier aus sind es nur wenige Schritte durch die schönen alten Gassen zur Kathedrale. Sie wird gerade aufwendig restauriert und daher – oder auch nicht – wird 4 € Eintritt verlangt (früher nannte man das wohl „Ablass“, heute heißt es „Eintrittsgebühr“ (So spricht einer, der früher auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre…).

Doch lassen wir diese ketzerischen Äußerungen beiseite, denn es lohnt sich wirklich, diesen Eintrittspreis zu zahlen: die Kathedrale ist wirklich phänomenal.

image4 Kathedrale de la Santa Creu i Santa Eulàlia. Ob es das einmalige und wunderschöne Chorgestühl ist oder die Krypta mit den Gebeinen der heiligen Eulalia: Wenn man dann noch das Glück hat, eine Taufe live mitzuerleben, dann bleibt schon ein überwältigendes Gefühl zurück. image5 Die Krypta mit der heiligen Eulalia.

 image6 Gänse im Kreuzgang. Man fragt sich allerdings, warum im Kreuzgang Gänse ihr Domizil haben? Die Antwort ist auch im ADAC Reiseführer plus nicht zu finden. Schon witzig!

image7 Nicht weit von der Kathedrale entfernt ist ein witziger Briefkasten zu finden, der die Schnelligkeit der Justiz aufs Korn nimmt. Die Schwalben sollen das Muss darstellen, die Schildkröte symbolisiert das Ist. Nina (meine Tochter) freut sich über den witzigen Briefkasten.

image8 Wie heute in jeder Stadt zu sehen, Künstler, die wie Statuen aussehen: doch einen solchen Trinker habe ich noch nie gesehen!

Les Rambles ist die Lebensader Barcelonas. Sie ist nicht nur Bummelmeile der Stadt mit vielen Buden und Straßenkünstlern, sondern auch Trickdieben und Prostituierten. „Honi soit qui mal y pense“ (ein Schelm, wer Böses dabei denkt); der Leitspruch des Hosenbandordens.

In der Mitte der Rables befindet sich der Mercat de la Bouceria. Er hat mich gar nicht wieder losgelassen. Sehen Sie selbst, welche Faszination er ausübt:

image9 image10 image11 image12 OLYMPUS DIGITAL CAMERA image14 image15 Da bekommt man nicht nur eine unbändige Kauflust sondern auch mächtig Appetit!

Doch meine Tochter hatte von einem früheren Besuch eine Tappas-Bar in Erinnerung, die sie mir unbedingt zeigen wollte. Also genossen wir nicht hier die köstlichen Meeresfrüchte oder anderen Leckereien, sondern sie rief einen guten Freund in Deutschland an – gut das es Handys gibt – um die genaue Adresse zu erfahren. Und siehe da: es klappte.

Eigentlich wollten wir nur eine kleine Vorspeise zu uns nehmen, um dann in einem anderen Restaurant zu Abend zu essen. Doch zum einen schmeckte es uns so gut, dass wir immer noch einmal etwas nach bestellten, zum anderen machen die meisten Restaurants abends erst um 20:00 Uhr auf und drittens war Nina schon seit 4:00 Uhr früh auf den Beinen bzw. in der Luft gewesen, so dass sich der lange Tag bei ihrer Müdigkeit zu Wort meldete.

(Sie möchten den Namen und die Adresse wissen? Gegen Einsendung eines V-Schecks über 100 € erhalten Sie diese natürlich gerne!) Na gut, weil Sie es sind: „Ciudad Condal“ in der Rabla Catalunya 18. Quirlig, köstlich, gut!https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g187497-d1059712-Reviews-Ciudad_Condal-Barcelona_Catalonia.html

Danach schlenderten wir noch einmal über die Ramblas bis zum Kolumbusdenkmal.

image16 Strahlender Kolumbus

 Danach verabschiedeten wir uns und suchten jeder für sich sein Hotel auf.

Leider musste Nina am Sonntagmorgen zurück fliegen – sie war ja im Dienst – so dass ich am Sonntag Barcelona auf eigene Faust erkundete.

Ich hatte keine Lust, mit der U-Bahn ins Zentrum zu fahren, sondern wollte lieber zu Fuß gehen – vom Hotel in die Altstadt sind es mindestens 4 bis 5 km – doch das machte mir nichts aus (Golfer kennen solche Strecken!). Und das war gut so, denn dabei entdeckt man Dinge, die normalerweise kaum zu sehen sind. So bereitete man sich in einem Stadtteil auf ein besonderes Sonntagsfest vor. Man hatte schon Stände und eine Bühne aufgebaut, um ein Stadtteilfest zu feiern.

  image17Kurz vor Eröffnung eines Sonntagsmarktes in einem Stadtteil von Bacelona

image18 Schon von weitem sah ich ein interessantes Gebäude, das ich auch im Tour-Guide nicht gefunden hatte: Das Torre Agbar am Placa Glories Catalanes. Es könnte ein neues Wahrzeichen von Barcelona sein.https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Torre_Agbar.jpg

Unbedingt sehen wollte ich die Sagrada Familia, die berühmte Kirche von Antoni Gaudi, an der seit über 120 Jahren gebaut wird. Auf dem Weg dorthin kam ich an der Stierkampfarena vorbei, die man leider nur von außen sehen konnte.

image19 Die Stierkampfarena La Monumental.

image20 Doch dann sah ich schon die ersten Durchblicke zur La Sagrada Familia. Es ist wohl die eigenwilligste und wohl auch unkonventionellste Kirche, die ich je gesehen und ich habe mich unwillkürlich gefragt: Wer hat vor über 120 Jahren den Mut gehabt, so etwas von einem (verrückten, modernistischen?) Architekten bauen zu lassen? Und noch besser: Welche Behörde hatte diesen Mut, so was auch noch zu genehmigen?

Hier jetzt einige Details der Sagrada Familia:

image21 image22 image23 image24 image26 image27 image29   Eigentlich ist sie fast nicht im Ganzen zu fotografieren (obgleich im Guide ein Foto ist, wo das gelungen ist), so dass ich immer nur Teile ablichten konnte. Doch die ergeben auch einen Eindruck von diesem sensationellen, einzigartigen Gebäude. (Bin schon sehr konservativ, oder?).https://de.wikipedia.org/wiki/Sagrada_Fam%C3%ADlia

Ist Hundertwasser hier in die Lehre gegangen?

Die Sagrada Familia ist ein absoluter Anziehungspunkt in Barcelona und so sah man Menschen aus aller Herren Länder, die – nachdem sie Eintritt gezahlt hatten – sich dieses Bauwerk ansehen und es bewundern wollten. Obgleich ich sonst Orte meide, an denen sich Touristen in Scharen versammeln: die Sagrada Familia muss man einfach gesehen haben und da war ich auch gerne „Tourist“!

Nach diesem eindrucksvollen Besuch schlenderte ich weiter in Richtung „Eixample“. (Ganz interessant übrigens: alle Kreuzungen sind rautenförmig angelegt, d. h. sie sind quadratisch mit der Spitze jeweils zur Straße ausgerichtet).

Dieser Stadtteil war notwendig geworden, weil Barcelona Anfang des 19. Jahrhunderts aus allen Nähten platzte und man einen neuen Stadtteil bauen musste. Da in dieser Zeit der Jugendstil die entscheidende Kunstrichtung war, wurden alle Gebäude in diesem Stil errichtet und so ist dies das größte Jugendstilstadtviertel Europas. (Was sagt Görlitz dazu?)

Jugendstil in vielfältigen Formen

 image30 image31 image32 image34 Das Antoni Gaudi Museum (Ist der Name = Programm?)

image35 Selbst das Pflaster auf den Bürgersteigen im Jugendstil!

A pro pos Pflaster: Inzwischen spürte ich meine Füße schon, doch Indianer kennen keine Schmerzen! Also erkundete ich die Stadt weiter auf Schusters Rappen.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA Und so gelangte ich erneut auf den Placa de Catalunya, der voller Tauben und somit ein großartiger Spaß für Kinder war, die die Tauben aufscheuchten. (Denken Sie bitte nicht an die „Ratten der Luft“, wie sie heute vielfach genannt werden. Auch Venedig ist berühmt für seine Tauben auf dem Marcusplatz!)

Von hier aus beginnt wieder die Ramblas. Leider haben am Sonntag die Märkte geschlossen, sonst hätte es mich wieder in die herrlichen Markthallen gezogen. So schlenderte ich durch einige Seitengassen, sah mir kurz ein kleines Museum und eine Kirche an, landete plötzlich im Nuttenviertel – ohne dass ich angesprochen wurde (ich muss wohl schon ziemlich alt oder ärmlich aussehen…) – und stand dann wieder vor der Kolumbussäule.

Eine kleine Brücke führt über ein Hafenbecken zum Maremagnum, einem Einkaufs- und Freizeitzentrum, das voller Leben war, da hier die Geschäft auch am Sonntag geöffnet haben.

Im Hafen sah man einige sehr „ärmliche“ Boote von Menschen, die wirklich am Hungertuche nagen müssen; auch die beiden Yachtclubs konnten wohl nur mit königlichem Segen überleben, d. h.: hier konnte man das Geld förmlich riechen.

Langsam bekam ich wieder meinen Magen zu spüren, der mir signalisierte: Ich will was zum Arbeiten haben. Na gut, sollst du deinen Willen haben: image37 In einem netten Straßencafe gönnte ich mir dann auch ein Stück Kuchen mit einer Tasse Schokolade (die war so stark und bittersüß, wie ich sie noch nie getrunken hatte: köstlich!)

Das Aquarium habe ich mir nicht angesehen, denn als ich die Preise las, bin ich fast umgefallen. Ich glaube, die wollten 30,– € Eintritt haben (für Familien 85,– €!).

Also schlenderte ich weiter und kam in den Stadtteil Barceloneta, ein interessanter Stadtteil mit engen Gassen und interessanten Häusern. image38 So schmücken die Einwohner Barcelonetas den Fries über ihren Haustüren

Schon an der Promenade reihte sich ein Restaurant an das andere und alle waren voll! Da ich kurz vorher meinen Apfelkuchen gegessen hatte, war ich eigentlich nicht hungrig und so ging ich an den Strand. Barcelona ist ein Seebad! image39

 

Hier fand ich auch gleich einen kleinen glatten Stein, den ich natürlich mitnahm. (Ich habe von fast allen Orten, an denen ich war, einen Stein mitgenommen, obgleich ich heute nicht mehr sagen kann, welcher Stein woher stammt. Der vorletzte stammt aus dem Marmorsteinbruch von Carrara.)

image40 Soll hier ein Zirkuszelt gebaut werden?

Obgleich in nun schon mindestens 12 – 15 km gelaufen war, ging ich immer weiter an der Standpromenade entlang und erreichte so den Olympiahafen. Zwei markante Türme dominieren das Stadtbild, doch der symbolisierte Fisch machte einen wesentlich größeren Eindruck auf mich. image41

Das Olympiaviertel ist heute zum In-Revier geworden, in dem sich die Restaurants wie Boote aneinander reihen. Alle Restaurants haben drei Etagen: das Erdgeschoß mit einer riesigen Terrasse (die um diese Jahreszeit zeltmässig überdacht waren), ein Mittel- und ein Dachgeschoß. Und alle waren bis zum letzten Platz gefüllt!

Beim Anblick der frischen Fische und Krustentiere, die teilweise in den Auslagen zu sehen waren, bekam ich doch wieder Appetit und so wählte ich schließlich das Restaurant am Ende des Piers im obersten Geschoß, wo ich gerade noch einen – wieder frei gewordenen – Platz bekam und einen herrlichen Blick über das Meer in der Sonnenuntergangsstimmung, eine herrliche Dorade und einen köstlichen Weißwein genießen konnte.

Es muss wohl zum Ende der Mittagessenszeit gewesen sein (die sich bis 16:00 Uhr hinzieht), denn nach und nach verließen alle das Lokal, sodass ich zum Schluss als einziger Gast übrig blieb und mir das Gewusel der Kellner und Serviererinnen ansah, die die Vorbereitungen für den Abend machten. (Man gut, dass ich aus der Branche kommen und dafür Verständnis habe, denn irgendwie hätte ich mich auch als störend bei deren Arbeit vorkommen können.)

Vom Olympiahafen sind es vielleicht noch 2 oder 3 Kilometer zum meinem Hotel, doch die habe ich dann auch noch geschafft.

Hier habe ich mir dann an der „kühlen“ Design-Bar noch ein Bierchen gegönnt, wobei ich mir die hochinteressanten Gespräche einiger Österreicher anhören durfte, die sehr weltmännisch daherredeten.

Ich bin dann auf mein Zimmer gegangen und habe noch ein wenig in Jack Welsch seinen Memoiren gelesen, bis ich dann doch zu müde wurde und das Licht ausmachte.

Am nächsten Morgen bin ich ohne Frühstück gleich zur U-Bahn gegangen, da man an der Rezeption meinte – und auch Nina hatte mir das schon vorher gesagt – dass man wohl 1 – 1 ½ Stunden zum Flughafen benötigen würde. Und so war es denn auch, denn man muss am Placa Glories Catalanes aussteigen und den Flughafenbus nehmen, wenn man nicht teure Taxikosten zahlen will.

Am Flughafen konnte ich mir dann noch einen kleinen Snack gönnen, bevor mich der Flieger wieder zurück nach Frankfurt brachte.

Viva Barcelona! Kann ich nur sagen. Das ist schon eine tolle Stadt, wenngleich ich nur einen Bruchteil von ihr erleben konnte. Es lohnt sich, wiederzukommen!

Ihr Single-Reisender

Jens Diekmann