Die Kathedrale auf der Burg Wawel in Krakau
Krakau gehört bestimmt zu einer der schönsten und interessantesten Städte Europas und ist immer eine Reise wert!
Nach Krakau wollte ich schon vor vielen Jahren, nachdem ich mit Lilian und Johann durch den nördlichen Teil Polens gereist bin und wir uns als nächste Tour den Süden vorgenommen hatten. Doch daraus wurde leider nichts. Dann wollte ich im letzten Jahr auf meiner Rückreise von Wien eine Nacht in Krakau verbringen, um mir die schöne Stadt anzusehen, doch wer meine Wienreise gelesen hat, weiß, dass das auch nichts wurde. Nun soll es endlich klappen.
1. Etappe: Anreise nach Polen
Donnerstag, der 20. Juni 2013
Eigentlich wollte ich so gegen 11 Uhr losfahren, doch da ich noch meinen Bericht über das Berlin-Wochenende fertiggestellt habe, und noch dies und das dazwischenkam, wurde es doch nach 12 Uhr.
Ich machte einen Abstecher nach Kiel; da ich nicht wusste, wie mein Navi auf Polen eingestellt wird. Doch bei Volvo konnte man mir schlussendlich auch nicht helfen, weil man meinte, die entsprechende CD wäre zu verkratzt, da müsste ich wohl eine neue haben. Neue gibt’s jedoch nur als Set und das kostet 200 €, doch das hätte man erst bestellen müssen und würde erst morgen da sein. Morgen will ich aber schon in Polen sein. Ein klein wenig verärgert verließ ich Volvo, da man mir diese beschädigte CD ja im letzten Jahr verkauft und ich sie nie genutzt hatte (weil ich keine Ahnung hatte, wie man sie wechselt, denn sonst hätte ich auf meiner jüngsten Reise durch Frankreich es ja schon gemacht).
Über Plön und an Eutin vorbei kam ich durch die „Holsteinische Schweiz“, die wie immer sehr schön ist und jetzt natürlich unendlich grün.
Ich sah viele Felder mit blühendem Klatschmohn.
Lübeck habe ich auf der Autobahn umfahren, doch dann wollte ich nur Landstraßen nutzen, habe angehalten, um mein Navi entsprechend einzustellen. Dabei hatte ich als Zielort Schwedt an der Oder eingegeben, doch wenn ich bis dorthin gefahren wäre, wäre ich erst nach 20:00 Uhr eingetroffen. Also nahm ich meinen Romantik Hotel Führer und suchte ein Hotel in der „Mecklenburgischen Schweiz“ und da bin ich jetzt und schreibe diesen ersten Bericht. Im Gutshaus Ludorf am Müritzsee.
Das Romantik Hotel Gutshaus Ludorf.
Mein Zimmer und das Badezimmer.
Nachdem ich mich frisch gemacht und eine dunkle Hose angezogen hatte, wollte ich mir noch den (angeblich) 800 m entfernten Müritzsee ansehen. Normalerweise schaffe ich zu Fuß einen Kilometer in 10 Minuten, doch hier brauchte ich eine viertel Stunde. (Entweder bin ich alt und lahm geworden oder die Entfernungen sind manipuliert, damit auch der Faulste sich noch sagt: „800 m ist ja leicht zu schaffen!“) Wie dem auch sei, hier einige Impressionen von dem Spaziergang zum See:
„McPom“ ist auch ein Land der Störche, herrlicher Bäume und tolle Seen und der Juni ist die Zeit des Klatschmohns – es ist Sommer!
Nach dem Spaziergang habe ich meine dunkle Hose gewechselt, denn die war mir bei der Wärme doch zu warm. Ich habe ja die beiden Joggerinnen bewundert, die mir erst entgegen kamen und mich dann überholt haben. Ich habe schon beim Spazierengehen geschwitzt, doch die quatschen ohne Ende und haben sich offensichtlich wohl dabei gefühlt. Da war ich dann froh, wieder im Hotel zu sein und mein „medizinisches Bier“ bestellen zu können (Abkühlung und Magensäureminderung).
Der erste Durst ist gestillt und die Magensäure neutralisiert.
Da schmeckte dann auch die Vorspeise und das Hauptgericht mit 2 Schoppen Weißwein:
Tartar vom Müritzhecht und Spargel mit Wachtelbrüstchen.
Jetzt sitze ich wieder vor dem PC und schreibe meinen Abendbericht mit einem Schoppen „Incognito“ Rotwein (der heißt wirklich so!)
Freitag, der 21. Juni 2013
Heute ist Sommeranfang! Er begann um Mitternacht mit einem kräftigen Gewitter, so dass ich aufgewacht bin und das Fenster geschlossen habe. Vielleicht war das Gewitter nicht so stark wie am Tag zuvor, als noch dicke Hagelkörner auf meine Terrasse heruntergingen, doch laut genug war´s schon.
Heute Morgen ist vom Gewitter nichts mehr zu sehen und es verspricht, ein schöner Tag zu werden. Also auf geht´s!
Ich hatte noch einmal meine Emails gecheckt, ob Lilanna geantwortet hatte, aber nichts war. Auch Karolina hatte auf Facebook nicht reagiert. Also was bleibt mir anderes übrig als losfahren.
Während das Wetter in Ludorf noch ganz gut aussah, wurde es später stark bewölkt. Ich bin wohl dem nächtlichen Gewitter hinterhe gefahren. Doch als ich die polnische Grenze überquerte, wurde das Wetter immer besser. Hin und wieder hielt ich an, um die blühenden Felder zu fotografieren.
Kornblumenfelder soweit das Auge reicht mit eingesprenkeltem Klatschmohn.
Der Mitteltorturm in Prenzlau aus dem 15. Jahrhundert.
Die Heiliggeistkirche und die mächtige St. Marienkirche… …die heute nur als eine Art Museum (Eintritt 2 €) genutzt wird, mit einem schönen Altar hinter Glas.
Noch einmal die Heiliggeistkirche aus dem 14. Jahrhundert (wird heute nicht mehr als Kirche genutzt) mit dem Mittelwehrturm.
2. Etappe: Auf nach Posen
In Schwedt für ich über die Oder, die diesmal nicht übergelaufen war, wie ich es im letzten oder vorletztem Jahr erlebt hatte, als ich mir das Hotel Andersen in Schwedt angesehen hatte.
An der polnischen Grenze sah ich zwar viele Stände, an denen Spargel verkauft wurde, doch keine Wechselstube (was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, habe sie wohl übersehen), denn ich wollte natürlich einige Euros in Zlotys umwandeln.
Das Schwedter Tor aus dem 15. Jahrhundert in Chojna.
Auch hier musste ich wieder anhalten, um das herrliche Kamillenfeld zu fotografieren.
Mit einiger Mühe (mein Navi für Polen funktioniert ja nicht, wie bereits ausführlich beschrieben) fand ich mein Hotel Kolegiacki in Poznan, das ich am Morgen vom Gutshotel über Booking.de gefunden und gebucht hatte.
Das sehr nette Hotel Kolegiacki in Poznan.
Nachdem ich eingecheckt hatte, machte ich mich sofort zu einem kleinen Stadtbummel auf und habe diese herrliche Kirche schräg gegenüber dem Hotel bewundert:
Es ist die St. Stanislaus Pfarrkirche Schon von außen sehr schön anzusehen…
…entfaltet sie ihre ganze barocke Pracht im Inneren mit herrlichen Säulen und wunderbaren Deckengemälden.
Selbst die Seitenaltäre hätten so manch anderer Kirche zur Ehre gereicht.
Nicht zu vergessen: die sehr schöne Orgel und weitere Seitenaltäre.
Gleich nebenan befindet sich eine Balettschule, die gerade eine öffentliche Probe ihres Könnens zeigte. Mit großem Ernst und wunderbaren Bewegungen zeigte diese junge Balletteuse dem staunenden Publikum aus Eltern und Neugierigen (wie mir), was sie gelernt hatte.
Und nur wenige Schritte entfernt ist der wunderbare Alte Markt in Poznan, den ich schon bei meinem ersten Besuch vor 10 Jahren so bewundert habe, mit seinem einzigartigen Rathaus mitten auf dem Marktplatz.
Im Augenblick findet ein Volksfest statt, wobei ich nicht weiß, ob es das Malta-Festival ist.
Das Rathaus in seiner ganzen Pracht und Schönheit.
Begeistern kann ich mich immer wieder an Kinderchören, so auch an diesem.
Nachdem ich danach versucht habe, Liliana und Karolina telefonisch zu erreichen, musste ich erfahren, dass Liliana meine Email nicht bekommen und Karolina offenbar auch meine Facebook-Nachricht nicht erhalten hatte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag so gegen 13:30 Uhr in meinem Hotel und da ich nach dem Treffen mit den Beiden nicht noch lange weiterreisen wollte, verlängerte ich meinen Aufenthalt im Hotel Kolegiacki um eine weitere Nacht, was auch kein Problem war.
Abends habe ich in dem kleinen nett aussehenden Restaurant Patio Provence im Hotel Kolegiacki gegessen.
Zunächst mein obligatorisches „medizinisches“ Bier und dann eine Flasche Riocha
Als Vorspeise Muscheln mit Scampies auf Blattspinat und dann
Entenbrust mit Orangenfilets. Diese Dame stand mir die ganze Zeit gegenüber und hat mich wohl auch etwas nervös gemacht (daher die gewisse Unschärfe im Bild). Ich hab mich dabei gefragt, ob sie der Maßstab bei Einstellungsgesprächen für alle weiblichen Mitarbeiterinnen in diesem Hotel ist?
Samstag, der 22. Juni 2013
Zunächst habe ich erst einmal meinen Tagesbericht von gestern erstellt, denn dazu hatte ich gestern Abend nach der Flasche Riocha keine Lust mehr. Dann habe ich gut gefrühstückt und nun werde ich mir bis halb 2 Uhr noch einmal die Stadt anschauen.
Die St. Franziskus Kirche.
Gleich daneben ein schöner Wochenmarkt.
Renovierte und nicht renovierte Häuser dicht nebeneinander. Das Museum für angewandte Kunst.
Ein moderner Planschbrunnen für Groß und Klein. Der Scheibenmann.
Ein nettes Ensemble.
Und schon wieder ein bunter Wochenmarkt nicht weit von dem anderen entfernt.
Die prächtige St. Antoniuskirche mit seinem herrlichen Kirchenschiff,
einer wunderschönen Kuppel und sehr schönen Nebenaltären.
Mitten in der Stadt thront das Schloss auf einem Berg (z.Zt. wegen Renovierung geschlossen).
Dann zog es mich wieder auf den Alten Markt mit seinen renovierten Häusern aus vielen Epochen.
Apollo darf natürlich nicht fehlen.
Erneut ließ ich mich von den jungen Balettschülern und Schülerinnen begeistern.
Nachmittags so kurz vor 2 Uhr traf ich dann Lilianna und Karolina und es war eine sehr herzliche Wiedersehensfreude auf beiden Seiten. Wir gingen in ein Museumscafé und aßen und tranken eine Kleinigkeit, wobei mir mein Reisgericht mit Pilzen einfach zu mächtig war, da ich mittags eigentlich nie etwas esse.
Das Museumscafé mit einem Obelisken. Lilianna und Karolina (leider etwas verwackelt. Muss wohl sehr nervös gewesen sein…)
Jetzt bin ich wieder im Hotel und merke erst, dass ich noch gar kein Bild von meinem Zimmer gemacht habe, was ich sonst immer sofort mache. Daher habe ich eines von der Homepage des Hotels „geklaut“, worüber das Hotel mir sicherlich nicht böse sein wird.
In diesem Zimmer 206 habe ich zwei Nächte logiert. Sehr angenehm und sehr ruhig.
Am Abend bin ich erneut in die Innenstadt gegangen, weil Lilianna gemeint hat, es würde in der Wrozlavska Straße einen netten Italiener geben. Den – wenn er es denn war – fand ich auch: das Restaurant Valpolicella. Ich habe dort ein Carpaccio in drei verschiedenen Variationen gegessen und danach einen Käseteller. War nicht schlecht aber auch nicht besonders toll.
Mein medizinisches Piwo und dann nur noch den Käseteller (das Carpaccio habe ich vergessen zu fotografieren.)
Ich wunderte mich, warum so viele Menschen nach oben blickten, als sie vorübergingen, doch als ich gezahlt hatte, sah ich den Grund: Der Koch, der im Fenster saß. Auch eine Art, auf sich aufmerksam zu machen (doch ich habe den Koch lieber in der Küche!)
Toll die Kirche und die Stadtverwaltung (das frühere Kollegium) im Abendlicht zu bewundern.
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum der Platz und damit auch das Hotel Kolegiacki heißt, bis mir heute Abend die Serviererin, die mich schon gestern Abend bedient hatte, aufklärte. Es kommt vom Kollegium. Und dann habe ich im Internet das gefunden:
„Ein Kollegium, d.h. ein Ordenshaus, in dem sich ein Teil der Ordensbrüder mit der Ausbildung der Jugend beschäftigte, wurde in Posen 1570 gestiftet. Im darauffolgenden Jahr kamen die ersten Jesuiten nach Posen. Das Kollegium wurde 1573 eröffnet; der erste Rektor war Priester Jakub Wujek, der Begründer und erster Rektor des Jesuitenkollegiums in Posen und Autor der ersten Bibelübersetzung ins Polnische. Die Schule hatte ein hohes Bildungsniveau.
Im Jahre 1611 verlieh König Zygmunt III Waza den Jesuiten das Privileg einer Universität, der Widerspruch der Krakauer Akademie führte jedoch dazu, dass Papst Paul V. die Eröffnung einer neuen Universität nicht bewilligte. In den Jahren 1678-85 hatte das Kollegium, kraft eines Privilegs des Jan III. Sobieski das Recht, wissenschaftliche Grade auf dem Gebiet der Philosophie und Theologie zu verleihen. Die Jesuiten besaßen eine umfangreiche Bibliothek, seit 1677 verfügten über eine eigene Druckerei (bekannt sind 630 Titel aus dieser Offizin) und führten ein Schultheater. Die Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 unterbrach die Tätigkeit der Schule nicht; seit 1780 bestand sie weiter als Großpolnische Akademie, später (1793) als Posener Fakultätsschule.
Nach der Ankunft in Posen ließen sich die Jesuiten im südlichen Teil der Stadt, unweit der Stadtpfarrkirche, nieder. Ihr erster Sitz war das Gebäude des ehemaligen Krankenhauses für die Schüler der Pfarrschule, mit der Kapelle der hl. Gertrud. Gleichzeitig fingen sie mit dem Bau des Kollegiums an, das im Laufe der nächsten Jahrzehnte sukzessiv vergrößert wurde.
Das zur Zeit bestehende Kollegium wurde im 18. Jahrhundert gegründet. Der Bau des von Giovanni Catenazzi entworfenen Gebäudes begann 1703. Nach Verlegung der Fundamente wurden die Bauarbeiten durch den Nordischen Krieg unterbrochen und erst 1722-32 beendet. Zuerst hatte das Gebäude die Form eines Hufeisens; um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die östliche Seite um den Flügel beim heutigen Kolegiacki-Platz erweitert. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde der Innenhof auf der nördlichen Seite mit einem einstöckigem Gebäude und einem Tor geschlossen, über dem ein Turm erbaut wurde. Im 19. Jahrhundert wurde ein niedriger Risalit mit Eingang vom Innenhof und zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Gebäude entlang der Straße Za Bramką hinzugebaut.
Nach der Auflösung des Kollegiums hatten in dessen Räumen unterschiedliche preußische Behörden ihren Sitz, u.a. der Regierungsbezirk des Großherzogtums Posen. In den Jahren 1815-30 residierte hier der Statthalter des Herzogtums, Fürst Antoni Radziwiłł. In seinem Salon konzertierte 1828 Frederic Chopin. Im Herbst 1806 hielt sich in dem Gebäude Napoleon Bonaparte auf. In der Zwischenkriegszeit hatten hier Woiwodschaftsbehörden ihren Sitz; nach 1962 beherbergte das Gebäude Stadtbehörden. Heutzutage hat hier die Stadtverwaltung ihren Sitz.
Ein riesiges, viergeschossiges Gebäude überdeckt ein Giebeldach. Die Fassaden – unabhängig von der Zeit ihrer Entstehung – schmücken stileinheitliche, barocke und neobarocke Dekorationen. In den Jahren 1995-98 wurde das Bauwerk renoviert und dessen Innenräume gründlich modernisiert. Im Westen grenzt das Gebäude an die Kirche des hl. Bischof Stanislaus.. An der gegenüberliegenden Seite der Gołęba-Straße befindet sich ein barockes Gebäude der ehemaligen Jesuitenschule, erbaut um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Seine vier einstöckigen Flügel umgeben einen kleinen Innenhof. Bis 1858 befand sich dort das Gymnasium der hl. Maria Magdalena. Zur Zeit hat dort die Staatliche Ballettschule ihren Sitz.“
Jetzt machte das Ganze auch einen Sinn.
3. Etappe: Auf dem Weg nach Breslau
Sonntag, der 23. Juni 2013
Heute Nacht muss es ganz schön geregnet haben, denn die Straßen sind nass und teilweise stehen große Pfützen. Nun, wenn es nachts regnet und am Tage die Sonne scheint, habe ich nichts dagegen. Mal sehen, wie es sich heute so entwickelt.
Und jetzt bin ich im Schloss Rydzyna gelandet. Das ist südlich von Leszno zwischen Poznan und Wroclaw/Breslau.
Erst hatte ich gewisse Bedenken, denn draußen vor dem Eingang ist es als **Hotel klassifiziert, doch als ich gelesen hatte, dass Stanislaw Leszcynski hier residiert hat, kam mir die „Fasanerie“ in Zweibrücken in Erinnerung, wo er im Exil gelebt hat und wo er von Poldi Liebold (dem früheren Inhaber der „Fasanerie“) zu festlichen Anlässen immer überzeugend dargestellt wurde.
Für 197 Zloty (ca. 46,50 €) auch ein sehr günstiger Preis für das Einzelzimmer. Die Rezeptionistin (sie sprach sehr gut Deutsch) hatte auch die Geschichte des Schlosses auf Deutsch zur Hand, als ich sie fragte.
Das ist mein Zimmer im Schlosshotel in Rydzyna. Der Blick in den Park
Doch zurück zum Tagesbeginn. Ich brauchte über eine halbe Stunde, um aus Poznan herauszukommen, denn zunächst fuhr ich offensichtlich nördlich (es war bewölkt und mein Navi funktioniert ja in Polen auch nicht), bis irgendwann ein Sonnenstrahl durch die Wolken kam und der kam aus der ganz anderen Richtung. Also U-Turn und wieder zurück. Doch dann fand ich einen Hinweis auf die Straße Nr. 11 nach Katowice und der bin ich dann gefolgt. Bis ich das Ausfahrtschild nach Kórnik sah, denn dort wollte ich das Magnatenschloss ansehen.
Das habe ich dann auch getan, doch der Besuch hat meine alten Vorurteile gegenüber Museen wieder verstärkt. Zunächst musste ich 10 Zloty für den Parkplatz bezahlen und dann im Schloss noch einmal 14 Zloty. Dafür durfte ich mir dann die berühmten Schlosspantoffeln überziehen, damit der Fußboden schön gewienert wird. Habe ich dann ja auch gemacht. Man sieht viele alte Möbel, Waffen, Gemälde etc. etc., doch alles nur zum Anschauen.
Das Schloss in Kórnik.
Fotografieren verboten! Habe trotzdem 1 Foto gemacht (Wenn das jetzt die Schlossverwaltung lesen sollte, bekomme ich bestimmt Post mit einem Bussgeldbescheid!): offenbar das Wappenzimmer.
Die Bibliothek mit über 200.000 Bänden habe ich nicht gesehen und den Park auch nicht, denn das sollte noch einmal Geld kosten, so dass ich verzichtet habe. Im Internet habe ich später nachlesen können, dass ein Magnat ein Angehöriger des Hoch- oder auch Hofadels war.
Weiter westlich befindet sich der kleine Ort Rogalin, den ich auf einem Umweg gefunden habe. Dort wird gerade das mächtige Schloss mit EU-Mittel wiederhergestellt. Es hat auf mich einen gewaltigen Eindruck gemacht und, raten Sie mal: Ich wollte, dass daraus einmal ein tolles Hotel wird. Doch sehen Sie selbst, ist es dafür nicht prädestiniert?
Mit seinen Flügeln ist es so groß, dass es überhaupt nicht aufs Bild passt.
Auch von der Parkseite stellt es ein herrliches Ensemble da.
Noch einmal ein Blick zurück durch die schöne Eingangspforte und dann gegenüber zum Mausoleum mit seiner großen – leider verschlossenen Tür.
Nur ein Seiteneingang führte in den Keller mit den Sarkophagen (die ich absichtlich nicht fotografiert habe).
Abends im Hotel habe ich dann im Marco Polo Führer gelesen (hatte ich vorher zwar auch, aber wieder vergessen!), dass im Park drei über 1.000 Jahre alte Eichen stehen würden, die jeder einen Umfang von 9,3 m haben würden und im Volksmund als die Brüder Lech, Czech und Russ gelten, die Polen, Tchechien und Russland gegründet haben. Ich finde die Legende sehr interessant und möchte wiederum Wikipedia ins Spiel bringen:
„Lech war ein legendärer Herzog der Polanen (Polanie). Seine Existenz gilt der heutigen Geschichtswissenschaft als nicht belegbar. Gemäß der Legende war er der Bruder des Čech – des Urvaters der Tschechen. Einer anderen Version zufolge gab es einen dritten Bruder, Rus – den Urvater der Russen.
Cosmas von Prag schrieb 1125 erstmals in der Chronica Boemorum die Legende von Boemus, der Land suchte und es Boemia nannte (dem späteren sogenannten Čech[1]). 1295 wurden in der Chronik von Groß-Polen erstmals Brüder Lech, Čech und Rus, mit Lech als Urvater der Polen genannt[2].
Nach dem Erscheinen der Lech-Legende benannten polnische Quellen erst Teile Polens als Lechia, dann begann man auch andere Slawen als den Lechen, Lechites, Lekhites zugehörig zu bezeichnen.
Der polnischen Legende nach ruhte sich Lech im Schatten eines Baumes aus. Dabei beobachtete er einen wunderschönen weißen Adler, der auf der Krone des Baumes über ihm gelandet war. Lech beschloss, sich an diesem Platz niederzulassen und gründete die Stadt Gnesen (Gniezno), abgeleitet von dem Wort Gniazdo (Nest).
Er gilt als Gründer des polnischen Staates, sein Bruder Čech (Czech) siedelte weiter südlich und Rus östlich.
Der späteren tschechischen Fassung nach Alois Jirasek zufolge kamen Lech und Čech aus dem nördlich der Tatra gelegenen Gebiet, wo die Chorvaten siedelten, aber auch viele andere Stämme, die zwar in Sitte und Lebensweise einander verwandt waren, jedoch alle ihre eigene Mundart hatten und einander wegen des gemeinsamen Landes bekämpften. Gemeinsam waren sie gen Westen nach Böhmen gezogen. Im Osten von Čechs neuem Herrschaftsbereich hatte Lech zunächst die Stadt Kouřim gegründet und etwa 30 Jahre dort verbracht. Nach Čechs Tod hätten die Ältesten die Herrschaft über die Tschechen seinem Bruder Lech angeboten, dieser habe jedoch stattdessen den Ältesten Krok empfohlen und Kouřim schließlich gen Polen verlassen.[3]“
Daher ist bis heute ein weißer Adler in der polnischen Flagge zu sehen.
Unterwegs machte ich kurz halt, denn mein Telefon klingelte. Es war Saveria, die ich vorher versucht hatte, anzurufen, doch das klappte nicht. Jetzt konnte ich ihr also zum erfolgreichen Halbmarathonlauf gratulieren, den Sie und Nils heute Morgen in München absolviert hatten. Sie hatten beide nur 2 Stunden und 10 Minuten gebraucht, weitaus besser, als sie geplant hatten. Herzlichen Glückwunsch! Kann ich da nur sagen. Tolle Leistung!
In einem kleinen Ort nördlich von Leszno, den ich nicht auf meiner Karte fand, sah ich schon von weitem eine große Kirche (eigentlich sah ich zwei – ich war nicht besoffen!) und fuhr somit in den Ort hinein.
Da fand ich dann dieses herrliche Gotteshaus.
Wunderschöne Altäre ich hatte das Gefühl, dass sie alle aus Holz hergestellt worden sind.
Auch die Kanzel mit den beiden Seitenaltären hat mir sehr gut gefallen.
Als ich später im Internet recherchierte, fand ich nach längerem Suchen heraus, dass es das Franziskanie in Osieczna ist, bzw. war.
Nur wenige Kilometer weiter sah ich dann diese Mühlen stehen und bog kurz in einen kleinen Weg ein, der zum Parkplatz des Mühlenmuseums führte:
Durch eine Plakette an diesem kleinen Mühlenmuseum, habe ich herausfinden können, dass es sich um den Ort Osieczna handelt. Der Ort hat halt zwei sehenswerte Bauwerke zu bieten!
Im Schloss von Rydzyna habe ich dann auch im Internet über Stanislaw Leszcynski mehr erfahren können, wie üblich bei Wikipedia:
„Stanislaus wurde als Sohn der Anna Leszczyńska, geborene Jabłonowska und des Grafen Rafał Leszczyński zu Leszno, geboren. Vor seiner Wahl zum König bekleidete er verschiedene Ämter im Königreich, so war er ab 1696 Starost von Odolanów, ab 1697 Großmundschenk der Krone Polen und ab 1699 Wojewode von Posen (Wojewodschaft Posen). Die Mitglieder der Familie Leszczyński waren seit 1473 auch Reichsgrafen im Heiligen Römischen Reich. Er stand als Diplomat im Staatsdienst der Könige Jan III. Sobieski und seines Nachfolgers August II. 1698 heiratete Stanislaus die Gräfin Katharina Opalińska in Krakau. Der 1699 geborenen Tochter Anna folgte 1703 die Geburt der zweiten Tochter Maria.
Der 1699 in Moskau zwischen Zar Peter I., König August II. von Polen und Friedrich IV. von Dänemark vereinbarte Krieg gegen das Königreich Schweden entwickelte sich anders als geplant. Statt der erhofften territorialen Gewinne im Baltikum gelangen August II. keine militärischen Erfolge gegen König Karl XII. von Schweden, im Gegenteil. Ab 1702 war polnisches Territorium unmittelbar zum Aufmarschgebiet und Kriegsschauplatz schwedischer Truppen geworden.
Nach dem Sieg von Krakau 1702 und der Eroberung von Thorn durch Karl XII. war die militärische und wirtschaftliche Position Augusts II. aussichtslos. Aufgrund der verheerenden wirtschaftlichen Folgen, spaltete sich der polnische Adel in unterschiedliche Lager auf. Die Konföderation von Warschau drängte auf eine Beendigung des Krieges. Ihr schloss sich Stanislaus Leszczyński an und führte ab 1704 die Friedensverhandlungen mit Karl XII.“
Die Verbindung zu Zweibrücken fand ich dann auch:
„Mit nur wenigen eigenen Anhängern und geringen schwedischen Truppen floh Stanislaus I. Leszczyński über Stettin und Stralsund nach Kristianstad und Stockholm. Die Bitte um Zustimmung der Abdankung als polnischer König wurde Stanislaus I. von Karl XII. verwehrt. Dieser hoffte auf die militärische Hilfe von Ahmed III. Damit war für Stanislaus, der wie viele seiner Unterstützer sein Eigentum verloren hatte, eine Rückkehr nach Polen ausgeschlossen. Stanislaus I. folgte Karl XII. nach Bender und erhielt 1714 von diesem als Übergangslösung, bis zur Rückgewinnung von Polen, Asyl im schwedisch regierten Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, wo er einen eigenen Hof unterhalten durfte, der jedoch die finanziellen Kräfte des Territoriums bald überspannte. Hier starb seine älteste Tochter Anna Leszczyńska.
Nach dem Tod Karls XII., 1718, musste Stanislaus das Herzogtum verlassen und bat Herzog Leopold von Lothringen um Zuflucht. Um sich vor den von August II. ausgehenden Anschlägen auf seine Person zu schützen, begab er sich mit seiner Familie in Sicherheit der französischen Garnisonsstädte Landau und Weißenburg im Elsass.
Auf Vermittlung von Jeanne-Agnès Berthelot de Pléneuf wurde nach 1723 die Hochzeit der Tochter Maria Leszczyńska mit Ludwig XV. vorbereitet und am 5. September 1725 in Fontainebleau vollzogen. 1725 übersiedelte Stanislaus mit seiner Gemahlin nach Chambord.“
Wenn ich auf meiner kürzlichen Reise durch das Loiretal das Schloss Chambord genauer besucht hätte, hätte ich dort also auch was über diesen viel- und weitgereisten König von Polen finden können.
So soll er ausgesehen haben: und das war sein Wappen (Quelle Wikipedia)
Doch damit war sein „erlebnisreiches Leben“ noch lange nicht beendet, wie wir aus Wikipedia weiter erfahren können:
„Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1735/1738) unterstützte König Ludwig XV. die Bestrebungen von Stanislaus Leszczyński die polnische Krone zurückzugewinnen. Stanislaus kehrte nach dem Tod Augusts II. aus dem Exil in Frankreich nach Polen zurück und ließ sich am 11. September 1733 mit einer deutlichen Mehrheit der Wahlmänner ein zweites Mal zum König und Großfürsten wählen. Er wurde jedoch durch eine militärische Koalition aus Österreich, Russland und Kursachsen, sowie eines Teils des polnischen Adels, die die Wahl Augusts III. und dessen Krönung am 17. Januar 1734 unterstützten, gestürzt und entmachtet.
In dem am 3. Oktober 1735 in Wien zwischen Frankreich und dem Haus Österreich geschlossenen Präliminarfrieden erkannte Frankreich den sächsischen Kurfürsten als König von Polen an. Der Vertrag wurde bis 1. Mai 1737 im Definitivfrieden auch von Polen, Russland, Spanien und Sardinien-Piemont unterzeichnet. Am 18. November 1738 kam es zur Veröffentlichung des Friedens von Wien und zur Bestätigung der Friedenspräliminarien
Stanislaus floh zuerst nach Danzig und fand anschließend 1734 Zuflucht beim preußischen König Friedrich Wilhelm I. in Königsberg. Frankreich gab ein militärisches Eingreifen auf und einigte sich mit dem Haus Österreich im Wiener Präliminarfrieden 1735.
Ein Resultat der Vertragsverhandlungen war der Austausch der Herzogtümer Bar und Lothringen gegen das Großherzogtum Toskana nach dem Tod des letzten Großherzogs Gian Gastone de‘ Medici.
Ab 1736 wurde Stanislaus in das Herzogtum Bar eingesetzt. Nach dem Tod von Gian Gastone de‘ Medici wurde auch Lothringen an Frankreich übertragen, worauf Stanislaus seine Residenz in die Schlösser von Commercy und Lunéville verlagerte. Zur Verwaltung der Herzogtümer wurde ein französischer Intendant de Justice, Police et Finances mit Sitz in Nancy eingesetzt, der die vereinbarte Angliederung nach dem Tod von Stanislaus vorbereitete. Als Pension erhielt Stanislaus jährlich 2 Millionen Livres. In den folgenden Jahren entfaltete sich am Hof von Stanislaus in Lunéville ein bedeutendes kulturelles Leben.
1747 starb seine Gemahlin Katharina im Alter von 66 Jahren in Lunéville. Stanislaus Leszczyński starb unter tragischen Umständen. Am 5. Februar hatte sich seine Kleidung am Kamin entzündet und er erlitt schwere Verbrennungen. Nach mehrwöchigen Versuchen seine Qualen zu lindern, verstarb er am 23. Februar 1766 im Alter von 88 Jahren auf Schloss Lunéville. Ebenso wie Katharina wurde Stanislaus 1766 in der von Emmanuel Héré erbauten Kirche Notre-Dame de Bon-Secours in Nancy beigesetzt. Beide Herzogtümer wurden unmittelbar danach Frankreich angeschlossen. Die sterblichen Überreste des Königs überführte man 1814 nach Polen, nach mehrfacher Zwischenlagerung wurden sie erst 1938 in der Wawel-Kathedrale zu Krakau beigesetzt.“
Während ich dies bei offenem Fenster schreibe, höre ich von außen Frösche quaken und menschliche Stimmen. Als ich dann aus dem Fenster blicke, sehe ich, wie gerade ein junges Brautpaar abgelichtet wird.
Ob es hält, „Bis dass der Tod Euch scheidet“?
Es ist nicht ausgeschlossen, dass meine Sympathie für Polen durch Lilianna und Johann begründet wurde, als wir gemeinsam durch das nördliche Polen fuhren und wir eine wunderbare Reise gemacht haben. Doch liegt sie sicherlich auch darin begründet oder wurde verstärkt, als sich Polen, nach dem Lech Walensa das Land mit der „Solidarnoc“ vom Kommunismus befreit hat und somit auch der Auslöser des Unterganges der UDSSR und der Wiedervereinigung Deutschlands war (was ich in meinem Leben als nicht mehr erlebbar betrachtet hatte!). Polen hat es aus eigener Kraft wieder nach oben gebracht und sich ohne Milliarden (wie es Ostdeutschland bis heute bekommt!) aus dem Sumpf nach oben gezogen hat.
Wenn man dann hier in Rydzynie, dem Zentrum der Macht zu Zeiten Stanislaw Leszcynski, als er König von Polen war, nachlesen kann, wie Polen hinter seiner oft schrecklichen Geschichte mit mehreren Teilungen steht, dann begreift man vielleicht, welches Nationalbewusstsein dieses Volk besitzt. Doch als Spielball der benachbarten Großmächte hatte es das Land sicherlich nicht einfach, nicht zuletzt, weil man sich untereinander auch nicht „leiden“ und somit nicht einigen konnte. (wiederum aus Wikipedia):
„Wie groß die Abhängigkeit von den anderen europäischen Mächten war, zeigte die Entscheidung über die Thronfolge, nachdem August II. 1733 verstorben war. Es war nicht allein die Szlachta, d. h. der polnische Adel, die diese Entscheidung treffen sollte. In die Nachfolgediskussion mischten sich neben den Nachbarmächten auch Frankreich und Schweden ein, die versuchten, Stanisław Leszczyński auf dem Thron zu platzieren. Die drei Nachbarstaaten Preußen, Russland und Österreich aber versuchten die Thronbesteigung durch Leszczyński zu verhindern und verpflichteten sich noch vor dem Tode Augusts II. gegenseitig, auf einen eigenen gemeinsamen Kandidaten zu setzen (Löwenwoldesches Traktat). Dabei sollte ein wettinischer Kandidat ausgeschlossen werden. Der polnische Adel ignorierte jedoch den Beschluss der Nachbarstaaten und votierte für Leszczyński. Russland und Österreich gaben sich mit dieser Entscheidung aber nicht zufrieden und setzten eine Gegenwahl durch. Entgegen den Vereinbarungen und ohne Absprache mit Preußen nominierten sie den Sohn des verstorbenen Königs, den Wettiner August III. Die Folge war ein dreijähriger Thronfolgekrieg, in der die anti-wettinische Konföderation von Dzików unterlag und an dessen Ende Leszczyński abdankte. Auf dem „Pazifikationsreichstag“ 1736 erkaufte sich der Sachse August III. mit dem Verzicht auf eigene Gestaltungsmöglichkeiten schließlich den Königstitel und beendete somit das Interregnum.[7]
Karte von Gilles Robert de Vaugondy aus dem Jahr 1751: Preußen, geteilt in das königliche Preußen (rosa) und das herzogliche Preußen, (gelb) das durch Kaiser Leopold zu einem Königreich erhoben wurde zugunsten von Friedrich I., Kurfürsten von Brandenburg, gekrönt im Januar 1701. Links in Gelb das ebenfalls preußische Pommern. In Grünabstufungen einzelne Landesteile Polens
Die sich bekämpfenden Konföderationen sollten die Republik nahezu das ganze 18. Jahrhundert lähmen. Verschiedene Parteiungen mit unterschiedlichen Interessen standen sich gegenüber und machten es unmöglich, in einem System, das auf dem Einstimmigkeitsprinzip beruhte, Reformen durchzuführen. Das liberum veto ermöglichte es jedem einzelnen Mitglied der Szlachta, durch seinen Einspruch einen zuvor ausgehandelten Kompromiss zu Fall zu bringen. Durch die Einflussnahme der Nachbarmächte verstärkte sich die innere Spaltung der Republik zusätzlich, so dass beispielsweise während der kompletten Regierungszeit Augusts III. zwischen 1736 und 1763 kein einziger Sejm erfolgreich abgeschlossen werden konnte und somit nicht ein Gesetz verabschiedet wurde.[8] Auch in den Jahren davor zeigt die Bilanz der Reichstage die lähmende Wirkung des Einstimmigkeitsprinzips: Von den insgesamt 18 Reichstagen von 1717 bis 1733 wurden alleine elf „gesprengt“, zwei endeten ohne Beschlussfassung und nur fünf erzielten Ergebnisse.[9]
Nach dem Tode Augusts III. strebten insbesondere die beiden polnischen Adelsgeschlechter Czartoryski und Potocki an die Macht. Doch wie schon beim Interregnum 1733 wurde die Thronfolge wieder zu einer Frage europäischer Dimension. Es waren wiederum keineswegs die polnischen Adelsparteien, die die Nachfolge bestimmten, sondern die europäischen Großmächte, speziell die großen Nachbarstaaten. Zwar war das Resultat der Königswahl ganz im Sinne Russlands, aber auch Preußen spielte eine entscheidende Rolle.
Verstärkt versuchte der preußische König Friedrich II. seine Interessen zu verfolgen. Wie schon in seinen Testamenten 1752 und 1768 beschrieben, beabsichtigte er, durch den Erwerb des polnischen „Preußen Königlichen Anteils“ eine Landverbindung zwischen Pommern und Ostpreußen, seinem „Königreich“, zu schaffen.[10] Welche Bedeutung diese Erwerbung hatte, zeigt die Häufigkeit, mit der Friedrich diesen Wunsch immer wieder erneuerte. Noch 1771 schrieb er: „Polnisch-Preußen würde die Mühe lohnen, selbst wenn Danzig nicht inbegriffen wäre. Denn wir hätten die Weichsel und die freie Verbindung mit dem Königreiche, was eine wichtige Sache sein würde.“[11]“
Die Kraft, die vielleicht auch aus der tiefen Religiosität zur katholischen Kirche herrührt, ist bewundernswert. So hat sicherlich auch Johannes Paul II., der erste polnische Papst, dazu beigetragen, dass Lech Walensa starken Rückhalt bei der Kirche fand und somit die Menschen hinter sich hatte. Wie dem auch immer sei, das polnische Nationalgefühl muss unerhört stark sein.
Das Schloss von Rydzyna von verschiedenen Seiten im Abendlicht fotografiert.
Das Denkmal von Stanislaw darf natürlich nicht fehlen!
Jetzt weiß ich auch, warum Poldi Liebold gerne einen Schnauzer wie Stanislaus trägt.
Mein Abendessen war nicht so gewaltig, weil auch der Service schlecht war.
Mein Tartar war nicht gut durchgedreht und somit hatte ich zu große Stücke; und das Schnitzel mit Steinpilzen war einigermaßen essbar (die Ente war nicht mehr vorhanden).
So, und nun habe ich beinahe auch meine Rotweinflasche ausgetrunken und ich will schlafen gehen, denn inzwischen ist es ¼ vor 10 Uhr abends. Gute Nacht! Hoffentlich stören mich nicht die Mücken, die mich beim Spaziergang durch den Park so richtig malträtiert haben.
Für morgen habe ich in Breslau noch ein Hotel über bookings.de gebucht, das Best Western Primo in der Innenstadt, mal sehen, ob ich es finden werde.
Montag, der 24. Juni 2013
Heute Morgen hat mich die Sonne wachgeküsst, doch leider schon um halb 6, denn mein Zimmer liegt ja genau gen Osten und im Juni steht die Sonne halt sehr früh auf. So versuchte ich, mit Decke über dem Kopf noch etwas länger zu schlafen, doch das war wiederum zu warm. Als ich dann schließlich um ¼ vor 8 aufgestanden bin, hatten sich Wolken vor die Sonne geschoben. Soll das jetzt bedeuten: Nachts scheint die Sonne und tagsüber regnet es? Nun, wir werden es wohl erleben, was Petrus heute mit uns vorhat.
Der Blick in den Park ist wunderschön. Man hört nur Froschgequake, Vogelstimmen und in der Ferne ruft ein Kuckuck. Auch eine Ente ließ sich blicken, als sie über die Brücke flog und dabei quakte.
Und jetzt sitze ich im Best Western Hotel Prima in Breslau/Wroclaw. War nicht ganz einfach zu finden, so dass ich zum Schluss einen Taxifahrer gebeten habe, mich zu leiten. Hat mich 60 Zloty (ca. 14,10 €) gekostet und der hoteleigene Parkplatz soll auch 12 € kosten. Da fragt man sich eigentlich, warum man in der Stadtmitte wohnen möchte. Doch die Antwort ist einfach: man möchte ja so viel wie möglich zu Fuß erkunden und das geht nicht, wenn man am Stadtrand wohnt.
Doch beginnen wir am Morgen.
Ich habe mir noch die Kirche in Rydzyna angesehen, die gestern Abend mit einer Veranstaltung gefüllt war, und dann stört man nicht als Tourist.
Auf der Weiterfahrt machte ich einen Abstecher in den Ort Trzebinca/Trebnitz, der durch eine große Kirche schon von Weitem auffällt. Hier hat Heinrich der Bärtige für seine Gemahlin Hedwig, die Heilige das erste Frauenkloster der Zisterzienser errichtet (1224). Da ich ja nun ein Ketzer bin, taucht die Frage auf, ob er sie auf diese Weise loswerden wollte oder ob sie ihn so umgarnt hat, dass er es aus Liebe tat? Ich werde es wohl nie herausbekommen.
Doch was da errichtet worden ist, ist schon gewaltig, nicht nur von der Größe her. Das Zisterzienserkloster der heiligen Hedwig in Trzebnica
Schon das Eingangsportal ist beeindrucken und wenn man die Kirche betritt, ist man beinahe erschlagen von der Pracht, die einen erwartet.
Der Hauptaltar das herrliche Gitter vor dem linken Nebenaltar selbst die einzelnen Figuren sind wunderbar anzusehen. Das Kirchenschiff mit Blick auf den Hauptaltar und auf die Orgel Die beeindruckende Krypta der Kirche.
Kurz vor Breslau bin ich nach links abgebogen, denn ich hoffte, auf Nebenstraßen nach Olesnica zu gelangen. Doch schlug gründlich fehl, denn plötzlich war ich wieder auf der Nationalstraße 5, von der ich vorher gekommen war. Also erst einmal rein nach Wroclaw und dann auf der Straße Nr. 8 Richtung Warschau.
Ich muss wohl einen ähnlich geschriebenen Ort mit meinem eigentlichen Ziel verwechselt haben, denn so suchte ich eine ganze Zeit den Ort – und fand ihn auch – doch es war kein Schloss zu sehen, das lt. Marco Polo Führer eines der schönsten in ganz Schlesien sein soll. So hier nur für Menschen, die besser sind, ein Bild, das ich jetzt im Internet bei Wikipedia gefunden habe:
Das Schloss in Olesnica.
Und dann erneut rein nach Breslau. Das ging anfangs auch ganz gut, denn ich landete mitten im Kirchenviertel auf der Dominsel (Ostrow Tumski), wo man sich vor lauter mächtigen Kirchen gar nicht sattsehen kann und in dem auch jede Menge Priester herumliefen. Also machte ich erst einmal ein wenig Sightseeing:
Die mächtige St. John Kathedrale zunächst von der Rückseite dann von der Seite dann von innen
mit dem tollen Kirchenfenster über dem Altar, einer wunderbaren Kanzel.
und dann der Blick von vorn:
Keine 100 m weiter schon die nächste Kirche (fragt mich nicht, wie sie alle heißen, und welche Kirche welche ist (Peter und Paul, Heilig Kreuz, St. Bartolomei). Hier auf dieser Insel in der Oder ist Breslau im 9. Und 10. Jahrhundert als slawische Wehrsiedlung entstanden.
Auf dem Rückweg zum Auto kam ich wieder über eine der Oderbrücken und sah diese vielen Schlösser von Verliebten, wie man sie heute fast in jeder Stadt findet. Als ich die teilweise verrosteten Dinger sah, dachte ich so bei mir: „Alte Liebe rostet nicht!“, doch hier waren einige Schlösser schon ganz schön angerostet…
Danach versuchte ich, mein Hotel zu finden. Neben diesen vielen Kirchen fand ich das Hotel „Tumski“ und fragte dort, ob man mir sagen könnte, wie ich zum Hotel „Prima“ finden würde. Man gab mir einen kleinen Stadtplan von Breslau und zeichnete auch ein, wo das Hotel wäre. Doch oh Graus: Staus und Einbahnstraßen ohne Ende machten die Sache für mich so kompliziert, dass ich schließlich einen Taxifahrer bat, mit hinzuführen (siehe oben).
Da es jetzt erst ¼ vor 5 am Nachmittag ist, werde ich meinen Tagesbericht erst einmal beenden und mir danach noch etwas von der Stadt ansehen und vielleicht finde ich ja auch ein nettes Restaurant für mein leibliches Wohl.
Ich glaube, dass ich noch nie so viele Kirchen in einer Stadt gesehen habe. Es müssen weit über hundert sein, von denen ich höchstens 10 gesehen habe. Wer kennt sie alle und nennt sie bei Namen? Ich bestimmt nicht.
Berühmt ist Breslau, das während des 2. Weltkrieges nahezu völlig zerstört wurde, wegen seines wunderschönen Rathausplatzes,
und der drum herum stehenden Kirchen und Häuser, die alle nach dem Krieg wieder originalgetreu renoviert wurden.
Auch so nette Kleinigkeiten, wie diese „Spendenvitrine“ oder diese netten Musikantinnen haben mir sehr gefallen.
Das Rathaus ist von allen Seiten zu bewundern.
Doch diese netten kleinen Bronzefiguren an verschiedenen Stellen sind es auch.
Nach meinem ausgedehnten Bummel durch Breslau habe ich mir zunächst die Speisekarten der Touristenfallen-Restaurants am Rathausmarkt angesehen, die mich abgeschreckt haben. Doch dann fand ich ein sehr modern aussehendes Restaurant ganz in der Nähe, wo ich sehr gut gegessen habe.
Nach meinem obligatorischen medizinischen Bier gab´s dann dieses Amuse Gueule Als Vorspeise ein Heringsfilet Polnischer Art und dann eine Viertel Ente.
Danach bin ich dann schnell in Mein Hotel „Prima“ und nahezu gleich ins Bett gegangen.
4. Etappe: Auf Umwegen nach Krakau
Dienstag, der 25. Juni 2013
Er hat nahezu die ganze Nacht geregnet und da ich im 4. Stock wohnte und das Zimmer ein Dachfenster hat, hörte ich auch wie der Regen so schön herniedertrommelte. Er hörte auch am Morgen nicht auf und – ich nehm´s mal vorweg, auch später fast nicht wieder auf. Das liegt vielleicht auch daran, dass Heini heute Geburtstag hat und Petrus darüber so viele Tränen vergießt, weil der Junge heute ja wieder ein Jahr älter geworden ist.
So regnerisch war es den ganzen Tag und ich sah fast nur den Scheibenwischer.
Trotz Stadtplan war ich nicht in der Lage, aus Breslau richtig rauszukommen und offensichtlich haben mich auch meine Orientierungskenntnisse verlassen, was wohl nicht zuletzt durch das ständige Sichverlassen auf das Navi begründet ist, denn ich fand nicht die richtige Straße nach Strzelin, eine Route, die im Marco-Polo Guide besonders empfohlen wird. Als ich irgendwann dann ein Hinweisschild nach Olawa sah, bin ich dem gefolgt.
Mir ist nicht klar, ob dies die Figurenuhr im Rathausturm von Olawa/Olau sein soll, denn in der Uhr habe ich keine Figuren gesehen, nur links und rechts davon.
Also fuhr ich weiter nach Brzeg/Brieg und habe mir dort das Museum im Renaissanceschloss angesehen. (Bei einem Regentag manchmal das einzig Vernünftige.)
Bereits das Eingangsportal ist beeindruckend und schon im Eingangsbereich wird der Stammbaum des Piastengeschlechts gezeigt. Das machte mich neugierig und so habe ich das Museum besucht. Eine geführte Gruppe älterer Herrschaften (zu der ich sicherlich auch gepasst hätte) war vor mir, doch die Führerin sprach nur polnisch, sonst hätte ich ja was mitbekommen können, was so zu sehen war. So ging ich also alleine weiter, d. h. nicht ganz, denn eine Aufseherin folgte mir auf Schritt und Tritt (damit ich nichts mitgehen lasse, dachte ich zunächst, doch als ich Fotos machte, deutete sie mir, dass ich das nicht dürfe. Ein Paar habe ich dennoch geschafft.
Da liegen sie nun – die Piastenfürsten und Könige in ihren Särgen – seit Jahrhunderten – in der Gruft und lassen sich von Touristen bestaunen.
Ein riesiger Stammbaum des Piastengeschlechts.
Bei Wikipedia fand ich über die Piasten u. a. dies:
„Die Piasten (nach ihrem Stammvater Piast) waren eine Herrscherdynastie in Polen samt seinen (zeitweiligen) Abspaltungen Masowien und Schlesien, die zwischen dem 10. und 17. Jahrhundert zahlreiche Herzöge und Könige stellte. Sie sollen dem Stamm der Polanen entstammen, der erstmals im Jahr 1000 genannt wurde.[1] 1370 starben die Piasten in der Hauptlinie in Polen aus, dreihundert Jahre später die letzte Nebenlinie in Oberschlesien.
Die Bezeichnung „Piasten-Dynastie“ wurde von dem polnischen Historiker Adam Naruszewicz erst im 18. Jahrhundert geprägt; der tatsächliche Geschlechtername ist weder lateinisch noch polnisch überliefert.
Erstes Herrschaftszentrum der Piasten war 940 eine Befestigung in Giecz. Kurz darauf übernahm das nahegelegene Gnesen diese Funktion. Die geschriebene Geschichte Polens begann mit Herzog Misaca, später Mieszko I. genannt, seiner Taufe 966 und der Entwicklung eines ersten Staatsgebildes auf dem Gebiet des polnischen Landschaftsteils Großpolen (Posen-Gnesen-Kalisch) unter den Piasten. Der Name „Polani“ ist erst ab 1015 belegt.[2]
Die zeitweise eigenständigen Masowischen Piasten starben 1526 aus und Masowien wurde wieder mit Polen vereint. Die seit dem 14. Jahrhundert der Böhmischen Krone und gleichzeitig dem Römisch-Deutschen Kaiserreich unterstehenden Schlesischen Piasten starben 1675 in männlicher Linie aus.
Durch Eroberungen waren zeitweilig auch Pommern, Böhmen und die beiden Lausitzen Teil des Herrschaftsgebiets der Piasten, später Ruthenien, sowie durch Pfändung die Zips in Oberungarn, der heutigen Slowakei.“
Und so kleideten sie sich damals.
Ein Modell von Brieg/Brzeg als kleines Wehrdorf in der Oder.
Zauberhaft fand ich diesen prachtvollen Ofen und auch diesen Spiegel, in dem sich die vielen Petroleumlampen zeigten,
die man in einem Kellergeschoss des Schlossen ausgestellt hat und die man auch nicht fotografieren sollte. (Immer diese blöden Touristen, die sich nicht an Vorschriften und Verbote halten!) Kein Wunder, dass sie etwas verwackelt sind!
Herrlich auch der schöne Innenhof mit seinen Arkadengalerien.
Gleich neben dem Schloss der Piasten steht die Heilig Kreuz Kirche mit seinem wunderbaren Innern: Der prunkvolle Altar: und das herrliche Deckengemälde.
Hoch über dem Eingangsportal sieht man die schöne Orgel und auch die Kanzel sieht prächtig aus.
Erstaunt hat mich, dass es auch hier in Brieg eine Schwarze Madonna gibt.
Ich besuchte noch die evangelische Kirche St. Nikolai, die nicht so schmuckvoll ist wie die katholische.
Interessant fand ich diese Litfaßsäule auf der Todesanzeigen geklebt waren. Hatte ich nicht in Italien einmal Ähnliches gesehen?
Meine nächste Station war Opole/Oppeln.
Das Rathaus von Opole Hierzu wiederum aus Wikipedia:
„Das Rathaus in Oppeln befindet sich in der Mitte des rechteckigen Ringes, dem Oppelner Marktplatz. Im 14. Jahrhundert zunächst als Holzbau erwähnt, erhielt es im 16. Jahrhundert eine steinerne Fassade. Seine heutige klassizistische Gestalt bekam das Gebäude zu Beginn des 19. Jahrhundert. Der ehemals barocke Rathausturm wurde erst 1863 durch den heutigen ersetzt, welcher dem Palazzo Vecchio in Florenz nachempfunden ist.“
Dieses Marmorkunstwerk sah ich neben dem Rathaus:
Die Kathedrale zum Heiligen Kreuz in Oppeln.
„Die Kathedrale ist eine dreischiffige Hallenkirche im gotischen Stil. Im Osten wird sie von drei Apsiden geschlossen. Der Innenraum ist 22 m hoch.“ (Wikipedia)
Opole hat wie viele polnische Städte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Hier nur ein Teil davon (aus Wikipedia):
„Der letzte Piast von Oppeln war Johann II., auch bekannt unter dem Namen Johann der Gute. Er widmete der Stadt das heutige Wappen und verfasste die ersten Bergbaugesetze. Ab 1514 war Oppeln eines der größten Zentren der schlesischen Tuchwebereien. Zu dieser Zeit wurde Oppeln immer mehr zu einem wichtigen Handelszentrum. Selbst Zollgebühren durfte die Stadt bereits einführen. Nach dem Tod Johanns des Guten fiel die Stadt samt ganz Böhmen an Ferdinand I. aus dem Geschlecht der Habsburger. Zwischen den Jahren 1532 und 1666 wurde die Stadt mehrmals an die polnischen Könige verpfändet.
Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde auch Oppeln zu großen Teilen zerstört, darunter auch das Piastenschloss. 1655 tagte der polnische König Johann II. Kasimir in der Stadt. Hier schrieb er den Appell an sein Volk, zur Bekämpfung der Schweden. Im Jahr 1679 wütete die Pest in Oppeln und forderte mehr als 900 Todesopfer. 1739 wütete ein Großbrand in der Stadt und verwüstete dabei einen Großteil der Gebäude. Von knapp 210 Häusern fielen 135 den Flammen zum Opfer. [8]Im Jahr 1742, nach dem von Österreich verlorenen Ersten Schlesischen Krieg, fiel der Großteil Schlesiens samt Oppeln an Preußen. Durch die Preußen wurde die planmäßige Germanisierung der Stadt begonnen. Die preußische Verwaltung wurde etabliert mitsamt preußischen Beamten. An allen Ämtern und Schulen wurde die deutsche Sprache eingeführt.“
Auch die Franziskanerkirche hat mir sehr gut gefallen.
Da ich erneut nicht die richtige Straße nach Krakau fand, sondern mich auf einer Straße in Richtung Prudnik befand, wurde mir bewusst, dass ich niemals gegen 18 Uhr in Krakau ankommen würde und mir nun endlich einmal eine richtige Karte kaufen sollte, und mich nicht immer nach der Karte im Marco Polo Führer richten sollte, die einen viel zu großen Maßstab hat. Ich wusste nur, dass ich irgendwie nach links abbiegen müsste, um in die Richtung Katowice zu kommen. Bei der nächsten Gelegenheit tat ich das denn auch: in Richtung Pyskowice.
Dabei kam ich durch mehrere Orte, die zweisprachige Ortschilder trugen, was ich bisher in Polen noch nicht gesehen hatte. Darunter befand sich auch der Ort Mozna/Moschen. Hier fuhr ich zunächst an einem Hinweisschild auf ein Gestüt in einem Schloss vorbei, doch machte ich dann einen U-Turn und sah es mir an.
Das „Schloss Moschen ist ein Schloss aus dem 17. Jahrhundert im Barock-, Neogotik- und Neorenaissance-Stil in der Ortschaft Moschen in der Gemeinde Klein Strehlitz. Schloss Moschen war der Sitz der Familie Tiele-Winckler. Das Schloss besitzt 365 Räume und ist umgeben von einer weiträumigen Parkanlage. Die Vielzahl der Türme gibt dem Gebäude ein markantes Aussehen.“ (Wikipedia)
Und wenn man dann weiter unter Tiele-Winckler nachsieht, kommt folgende interessante Geschichte dabei heraus (ebenfalls aus Wikipedia):
„Franz Hubert Graf von Tiele-Winckler (* 10. März 1857 in Miechowitz, Oberschlesien; † 14. Dezember 1922 in Luzern) war ein deutscher Großgrundbesitzer, Montanindustrieller und preußischer Landrat aus der oberschlesischen Montanindustriellenfamilie Tiele-Winckler.
Er war Sohn von Hubertus Gustav von Tiele und Maria (geborene Valeska, verwitwete von Winckler). Eine Schwester war Eva von Tiele-Winckler. Er heiratete Jelka von Lepel. Mit dieser hatte er die Tochter Huberta, die später Heinrich Harry Prinz Reuß, Graf von Plauen heiratete.
Er war von 1886/87 bis 1892 Landrat des Landkreis Neustadt O.S. in Neustadt in Oberschlesien. Nach dem Tod des Vater erbte er dessen Besitz. Er war seither Fideikommissherr auf Myslowitz und Kattowitz, Miechowitz und Rokittnitz. Er hatte auch die Montanindustrie der Familie geerbt. Noch unter seinem Vater waren die montanindustriellen Betriebe 1889 in die Kattowitzer AG für Bergbau und Eisenhüttenbetrieb umgewandelt worden. Tiele-Winckler blieb Hauptaktionär dieses über viele Jahre lang führenden Industrieunternehmens in Oberschlesien, bis es nach seinem Tod von Friedrich Flick erworben wurde. Mit einem Vermögen von 74 Millionen Mark und einem Jahreseinkommen von 3–4 Millionen Mark stand er in der Rangfolge der reichsten Einwohner Preußens im Jahr 1912 an achter Stelle. Seit 1901 war er Mitglied des preußischen Herrenhauses und war Landesältester. Er gehörte dem Zentralausschuss der Reichsbank an. Er ließ um 1900 das Schloss Moschen errichten.“
Als ich das jetzt recherchierte, dachte ich zunächst an den mehrfachen Olympiasieger Hans-Günter Winkler, der mit seinem Pferd „Halla“ Weltruhm erlangte und ja durchaus aus diesem Familienstamm entsprungen sein könnte. Doch dem ist offensichtlich nicht so, wie ich bei Wikipedia nachlesen konnte:
„Winkler wurde 1954 und 1955 Weltmeister und war damit einer der Favoriten für die Olympischen Spiele 1956. Mit einem legendären Ritt gewann er dort seine erste Goldmedaille bei Olympischen Spielen. Winkler zog sich im ersten Durchgang der Mannschafts- und Einzelentscheidung beim dreizehnten Hindernis einen Muskelriss zu und konnte sich nur noch mühsam im Sattel halten. Sein Pferd Halla trug ihn über die Hindernisse bis ins Ziel. Nach einer Behandlung durch den Mannschaftsarzt, der zunächst nur einen Leistenbruch diagnostiziert hatte, saß Winkler für den zweiten Durchgang wieder im Sattel, hatte jedoch kaum die Möglichkeit, sein Pferd zu korrigieren. Unter großen Schmerzen gewann er dennoch mit ihm die Goldmedaille für die Mannschaft sowie in der Einzelwertung. Sein Pferd wurde seitdem die Wunderstute Halla genannt.“
Heute ist das Schloss ein Hotel und sieht von innen so aus: (Quelle Wikipedia)
So kann man sich verfahren und – wenn man Glück hat – findet interessante Dinge, die nicht im Reiseführer zu finden sind. Man fühlt sich wie ein Entdecker. Wow!
Wenn ich mich nicht erneut verfranzt und mich nicht an einer Tankstelle geärgert hätte, weil der Wagen vor mir keine Anstalten machte weiterzufahren und als er es dann doch endlich tat, hatte er seine Tankrechnung nicht bezahlt, so dass die Tankstelle nicht wieder frei gegeben worden war und sich hinter mir schon der nächste Kunde eingereiht hatte, dem ich erst gestenreich zu verstehen geben musste, dass der Wagen vor mir nicht bezahlt hatte, fuhr ich – ohne zu Tanken – weiter, denn ich hatte noch für über 100 km Sprit im Tank (dabei wollte ich mir hier auch eine Landkarte kaufen).
Ich hatte nach mehreren Kilometern immer noch das Gefühl, dass mich die Straße Nr. 40 in die falsche Richtung führte und so zögerte ich zunächst, doch dann entschloss ich mich, als ich die Autobahn 4 sah, auf diese bis nach Krakau zu fahren, denn sonst wäre ich wohl erst nach Mitternacht dort angekommen. (Offensichtlich habe ich immer Probleme, wenn ich Krakau besuchen will. Ich glaube fast, die Stadt will mich nicht sehen!)
Ich habe insgesamt 20,80 Zloty an Mautgebühren gezahlt, doch das war mir nicht so wichtig. Wichtig war dagegen, dass ich kurz vor Krakau auf der Autobahn getankt habe, denn sonst hätte ich womöglich doch noch zu wenig Benzin gehabt, um nach Krakau reinzukommen.
5. Etappe: Herrliches Krakau
Ich habe erst gar nicht den Versuch gemacht, an Hand der Karte mein Hotel zu finden, sondern bin an einen Taxistand gefahren und habe den Fahrer mit Gestikulation und dem Zettel mit dem Namen des Hotels gezeigt. Und er führte mich für nur 20 Zloty ans Hotel. (In Breslau hatte es mich 60 Zloty gekostet.)
Und das ist nun mein Zimmer im Hotel „Polski Pod Bialym Orlem“ (keine Ahnung was das heißen soll?) Doch dann habe ich später an der Rezeption gefragt und man sagte mir, es heißt „ Polen unter dem Weißen Adler“. Das macht Sinn!
Und wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich die alte Standmauer direkt vor meiner Nase.
Die nette Dame an der Rezeption empfahl mir zum Essen das „Farina“ gleich um die Ecke: und das ist es. Schlicht aber nett eingerichtet.
Ich habe zwar vergessen, meine Dorade zu fotografieren, doch geschmeckt hat sie trotzdem wunderbar.
Mittwoch, den 26. Juni 2013
Ich habe zwar keine Ahnung, warum ich heute Morgen Durchfall hatte. Es lag sicherlich nicht am Wein oder an der Dorade. Doch nachdem ich mein „Morgenei“ gelegt hatte (heute etwas weicher als üblich), bin ich dann frühstücken gegangen und hatte auch ganz normalen Appetit. Also war wieder alles in Ordnung (bis auf mein Zittern, das immer schlimmer wird!)
An der Wand hing diese Tafel mit verschiedenen polnischen Wappen, die ich unbedingt ablichten musste.
Zunächst ging ich zu meinem Wagen, das ich unter etwas komplizierten Umständen neben dem Theater auf einem offiziellen Parkplatz geparkt hatte, um mir meine Jacke zu holen, die evtl. auch ein paar Regentropfen vertragen würde. (Es blieb jedoch den ganzen Tag über trocken!) Dann sah ich mir die Stadt an.
Doch zunächst eine kleine Einführung über Krakau aus Wikipedia:
„Krakau (polnisch Kraków [ˈkrakuf] ) ist die Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen und liegt an der oberen Weichsel im südlichen Polen, rund 250 km südlich der Landeshauptstadt Warschau. Krakau ist Sitz der zweitältesten Universität Mitteleuropas und entwickelte sich zu einem Industrie-, Wissenschafts- und Kulturzentrum. Eine Vielzahl an Bauwerken der Gotik, der Renaissance, des Barocks und späterer Epochen prägt das Bild der alten Stadt, die bis 1596 Hauptstadt Polens war. Noch heute wird die zweitgrößte Stadt des Landes als heimliche Hauptstadt Polens bezeichnet und gilt als das „Jahrhunderte alte Zentrum des polnischen Staatswesens“[3]. Dies zeigt sich auch an der Bedeutung des Wawel für die polnische Geschichte: In der Burg sind die meisten polnischen Könige sowie zahlreiche Persönlichkeiten von herausragender historischer Bedeutung begraben.“
Das tolle Theater mit Lavendelblüten im „Vorgarten“.
Ein Schuhgeschäft mit goldenen Schuhen und ein Kleiderladen mit offenem Schaufenster (hatte ich bisher auch noch nie gesehen!).
Und dann kam ich zu den berühmten Tuchhallen auf dem Krakauer Marktplatz mit seinen vielen kleinen Souvenir- und Kunstlädchen. (Blick nach Norden und nach Süden von der Mitte aus). Ich kaufe ja so gut wie nie was in solchen Läden, denn ich kann zwischen Kunst und Tand nicht unterscheiden. Aber faszinierend anzuschauen, finde ich sie schon.
Die Marienkathedrale in die ich nur einen kleinen Blick werfen konnte, denn es fand ein Gottesdienst statt. Das vergoldete Chorgestühl in der Kathedrale ist schon bewundernswert.
Das Adam Mickiewicz Denkmal auf dem Marktplatz wo im Dezember der Krakauer Weihnachtskrippen-Wettbewerb stattfindet.
Gleich neben der Kathedrale steht eine kleine Kirche, die ich mir ansehen konnte. Wenn ich es richtig verstanden habe, soll es über 300 Kirchen und Gotteshäuser (Synagogen) in Krakau geben!
Während ich so herumschlenderte kam mir eine Gruppe Menschen entgegen, die von einer Frau mit einem Stab mit einem Wimpel geführt wurde, auf dem stand: „Free walking Tour – join us“: Das tat ich denn auch und es hat sich wirklich gelohnt, denn das, was die sehr charmante Dame uns da so alles zeigte und (auf Englisch) erzählte, hätte ich sonst nie erfahren.
Sie zeigte uns den Turm der Kathedrale wo aus dem oberen Fenster jeden Augenblick ein Trompeter auftauchen und ein Lied spielen würde: und das tat er denn auch und wir klatschen richtig Beifall, wofür er sich mit einem kräftigen Winken bedankte. Die dahinter steckende Geschichte habe ich zwar nicht ganz mitbekommen, doch er bläst in alle vier Himmelsrichtungen, um den König, die Adligen, die Kaufleute und zum Schluss die Armen zu begrüßen.
Dann erläuterte sie uns den großen Rathausturm auf dem Marktplatz, der früher mal Gefängnis mit einer Folterkammer war und zur gleichen Zeit auch ein Bordell gehabt haben soll. Vom Letzteren ist bei Wikipedia natürlich nichts zu finden:
„Der Rathausturm (Wieża Ratuszowa) ist der bis heute erhaltene Rest des im 13. Jahrhundert erbauten und wegen Baufälligkeit im 19. Jahrhundert abgetragenen Krakauer Rathauses. Er steht schräg gegenüber der Marienkirche am Rand des quadratischen, etwa 40000 m² großen Hauptmarktes Rynek Główny inmitten der Krakauer Altstadt. Das Rathaus wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut.Das Gebäude zog sich parallel zu den Tuchhallen hin, der Turm, in dem sich Gefängnis, Folterkammer und Galgen befanden, war vom Markt durch eine Mauer abgetrennt. 1562 wurde an das Rathaus ein Getreidespeicher angebaut.[1] Ein Feuer zerstörte 1680 die gotische Turmspitze, die 1683–1686 vom königlichen Architekten Piotr Beber durch einen neu entworfenen barocken Turmhelm ersetzt wurde, allerdings bereits 1783 zu zerbröckeln begann und ihrerseits durch eine kleinere, von Erzbischof Kajetan Sołtyk gestiftete Spitze ersetzt wurde. Der freistehende Turm ist ein Relikt des 1820 wegen Baufälligkeit abgerissenen Rathauses, dem Sitz des Stadtrates.“
Dann zeigte sie uns das älteste Gebäude Krakaus, dessen Erdgeschoss heute zwei Meter tiefer liegt, als die heutige Marktoberfläche, denn die Leute hatten früher ihren ganzen Müll einfach auf die Straßen geworfen (kaum ein Unterschied zu heute, wie ich so bei mir dachte) und daher ist die heutige Fläche 2 m höher. Woher sie dieses Wissen wohl hat, habe ich mich bei dieser Gelegenheit nicht zum letzten Mal gefragt.
Dann kündigte sie uns das bedeutendste Fenster Polens an und wir wurden natürlich sehr neugierig.
Und das ist es: Aus diesem Fenster sprach Johannes Paul II. bei seinem ersten Besuch 1979 nach seiner Wahl zum Papst zu den Menschen. Die kommunistische Partei hatte alles unternommen, dass die Menschen nicht nach Krakau fahren konnten. Züge und Busse durften nicht fahren. Doch wie viele kamen, fragte sie uns? Ich hatte eine Million auf den Lippen, doch sie sagte: 2 Millionen! Er hat den polnischen Menschen so viel Kraft gegeben und dass hat zum Ende des Kommunismus und zum Ende der Sowjetunion geführt. Da kommen mir jetzt beim Schreiben sogar noch die Tränen, denn man kann sich kaum vorstellen, was so ein Volk gefühlt haben mag, nachdem es mehrfach unter anderem Mächten aufgeteilt und somit seiner Existenz und seinem Selbstwertgefühl beraubt worden war. Er wird heute noch wie ein Heiliger von allen Schichten der Bevölkerung verehrt und das zu Recht!
Hier aus Wikipedia einige Fakten:
„Johannes Paul II. (lateinisch Ioannes Paulus PP. II, bürgerlicher Name Karol Józef Wojtyła[1]; * 18. Mai 1920 in Wadowice, Polen; † 2. April 2005 in der Vatikanstadt) war vom 16. Oktober 1978 bis zu seinem Tod 26 Jahre und 5 Monate lang Papst der römisch-katholischen Kirche. Ein längeres Pontifikat ist nur für Pius IX. belegt. Johannes Paul II. war der erste Slawe auf dem Papstthron. Ihm wird eine maßgebliche Rolle bei der Beendigung des Sozialismus in seinem Heimatland Polen zugeschrieben. Am 1. Mai 2011 sprach ihn sein Nachfolger Benedikt XVI. in Rom selig.[2]
Am 13. Januar 1964 folgte Wojtyła Erzbischof Eugeniusz Baziak im Amt des Erzbischofs von Krakau. Sein Episkopat in Krakau war vor allem durch eine „sanfte“ Konfrontation mit dem kommunistischen Regime Polens geprägt. Sein Beharren auf dem Bau der Arka Pana, einer Kirche in der neuen Arbeiterstadt Nowa Huta, und seine Predigten, in denen er oft die freie Ausübung der Religion für alle Polen forderte, zeigten ihn als unerschrockenen Antikommunisten. 1965 war er maßgeblich an dem Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder beteiligt, in dem zur Versöhnung zwischen beiden Völkern aufgerufen wurde. Auch dies machte ihn zum Objekt scharfer Attacken der kommunistischen Machthaber. Am 26. Juni 1967 wurde Wojtyła zum Kardinalpriester mit der Titelkirche San Cesareo in Palatio erhoben. In dieser Zeit hörte Karol Wojtyła mit der aktiven wissenschaftlichen Arbeit nicht auf, er publizierte 1969 ein philosophisches „Credo“ seines eigenen Personalismus in der Monographie „Person und Tat“ und nahm an verschiedenen polnisch-italienischen philosophischen Kongressen und Konferenzen teil.
Im Zuge der kirchlichen Bemühungen um eine deutsch-polnische Aussöhnung besuchte Wojtyła 1974 die Bundesrepublik Deutschland und zelebrierte mit Kardinal Döpfner am 19. September eine Heilige Messe im Karmelitinnenkloster Heilig Blut am Rande der KZ-Gedenkstätte Dachau. Als Papst sprach er später 48 der im Konzentrationslager Dachau inhaftierten Priester selig. Ein letzter Deutschlandbesuch vor seiner Wahl erfolgte 1978 an der Seite des Primas von Polen, Kardinal Stefan Wyszyński.
Papst Johannes Paul II. (1980)
Die Amtszeit von Johannes Paul II. als Papst dauerte vom 16. Oktober 1978 bis zu seinem Tod am 2. April 2005. In diese mehr als 26 Jahre fielen weltgeschichtlich das Ende des Kalten Krieges, der Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa mit der Entstehung neuer Nationalstaaten sowie die Kriege in Afghanistan, im ehemaligen Jugoslawien und im Irak.
Johannes Paul II. suchte stärker als seine Vorgänger die Öffentlichkeit und scheute die Massenmedien nicht, was ihm teils die Bezeichnung „Medienpapst“ eintrug. Bei seinen öffentlichen Auftritten vor großen Menschenversammlungen wirkte er als charismatische Persönlichkeit.
Am 16. Oktober 1978 wurde Karol Wojtyła von den 111 zum Konklave versammelten Kardinälen (im 8. Wahlgang mit 99 Stimmen, andere Quellen nennen 97 Stimmen) in der Sixtinischen Kapelle als Nachfolger des am 28. September 1978 verstorbenen Johannes Paul I. zum nach kirchlicher Zählung 264. Papst und Bischof von Rom gewählt.[5] Damit war er der erste nicht-italienische Papst seit Hadrian VI. (* 1459 in Utrecht, heute Niederlande) sowie der erste slawische Papst der Kirchengeschichte. Johannes Paul II. war bei seiner Wahl mit 58 Jahren der jüngste Papst seit Pius IX. Zudem war er in außerordentlich guter körperlicher Verfassung. Im Gegensatz zu anderen Päpsten vor ihm trieb er Sport, er schwamm und fuhr regelmäßig Ski. Der Papst soll mehr als hundertmal heimlich den Vatikan verlassen haben, um Ski zu laufen.[6]
Am 4. März 1979 veröffentlichte Johannes Paul II. seine Antrittsenzyklika Redemptor Hominis, die ihn als Papst der Menschenrechte erscheinen ließ und den markanten Satz enthielt: Der Weg der Kirche ist der Mensch.
In den ersten Jahren des Pontifikats standen das Beharren auf der Religionsfreiheit und eine damit verbundene Konfrontation mit den kommunistischen Regimes Osteuropas im Vordergrund. Die Außenpolitik Johannes Pauls II. gegenüber dem Ostblock unterschied sich hier von der seiner kompromissbereiteren Vorgänger. Die polnische Parteiführung konnte eine Pastoralreise in die Heimat aufgrund seiner Popularität nicht verhindern. Vom 2. bis 10. Juni 1979 besuchte er zum ersten Mal als Papst sein Heimatland Polen. In Polen sahen etwa zehn Millionen Menschen den Papst, ein Viertel der gesamten polnischen Bevölkerung. Johannes Paul II. wurde zum Symbol des polnischen Widerstands.“
Man kann sicherlich nicht alle Gefühle wiedergeben, die ich durchgemacht habe, doch dass ich jetzt zum Katholizismus übertreten würde, weiß Gott, sicherlich nicht. Doch dass ich Karol Wojtyla als den polnischen Moses betrachte, der Polen von der Knechtschaft des Kommunismus befreit hat, wohl schon.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Johannes Paul II. für die Polen eine ähnliche Bedeutung hat oder noch bekommen wird, wie Moses für die Israeliten, denn auch er führte sein Volk aus der Knechtschaft. Nur das Karel Wojtyla es nicht selbst führte, sondern von Rom aus leitete und motivierte, während Lech Walesa, der Führer der Gewerkschaft „Solidarnosc“ es im Lande tat. Dafür wurde er später auch zum Präsidenten gewählt. Doch nun genug, sonst werde ich noch Pole.
Wir gingen weiter zur Burg Wawel.
Die Reiseleiterin erzählte uns, dass die Stadt und das Land nach dem Krieg kein Geld hatten, um die Burg – die über 123 Jahre unter fremder Herrschaft stand (erst die Österreicher, die sie als Garnison nutzten und dann die Nazis, die hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten) – wieder aufzubauen. So fanden sich reiche Polen aus aller Welt, die Gelder spendeten, deren Namen hier in der Mauer, die zur Burg hochführt, verewigt worden sind.
Die herrliche Kathedrale aus verschiedenen Baustilen und unsere nette Stadtführerin Gosia.
Der wunderschöne Arkadenhof italienischer Baumeister mit zwei Besonderheiten, die dem polnischen Wetter angepasst wurden:
1. In Italien baut man nie solche spitzen Dächer und
2. Die erste Etage ist in Italien immer die schönere, während es hier die zweite ist, die auch doppelt so hoch ist, damit mehr Sonne hereinscheinen kann.
Sie führte uns an diese Wand im Arkadenhof, die zu den 7 Stellen auf der Welt gehören, auf der die Menschen Kraft schöpfen können. Dazu soll es Stellen in Delphi, Jerusalem und anderen Orten geben, die ich vergessen habe – und natürlich Krakau. (Ich habe versucht, bei Google Hinweise zu finden, habe aber nichts gefunden.) Ich habe die Wand natürlich auch berührt, aber nichts gespürt. Mein Zittern ist auch nicht weniger geworden. Schade!
Noch einmal ein Teil der Kathedrale. Das rechte Gebäude wurde von den Nazis als deren Sitz errichtet – Karl Hermann Frank residierte hier und nannte es „Frank-Reich“. Mich hat etwas erstaunt, dass sie immer nur von Nazis, aber nie von Deutschen sprach.
Ein Blick von der Wawel auf Kazimierz, das Jüdische Viertel von Krakau.
Doch vergessen wir nicht unsere charmante Reisleiterin Gosia. (die ich jederzeit engagieren würde, denn sie wäre eine ideale Verkäuferin und Marketing-Frau!) Sie führte uns an den Fuß der Burg zu dem feuerspeienden Drachen. (Der diesmal jedoch kein Feuer speihte.)
Zu diesem schrecklichen Drachen erzählte sie uns eine herrliche Geschichte:
„Die gesamte Burganlage hat große Vorteile, denn sie liegt hoch über der Weichsel und ist somit sicher gegenüber Feinden. Doch sie hat auch Nachteile, denn sie steht auf einem Karstfelsen und ein solches Gestein hat meist auch große Höhlen. So auch dieser Berg. Und in einer dieser Höhlen hauste ein schrecklicher Drache. Seine Leibspeise war – natürlich(!) – Jungfrauen, und so kam es, dass in der ganzen Stadt nur noch eine einzige Jungfrau übrig geblieben war: die Tochter des Königs. Dieser beschloss nun, dem Übel ein Ende zu setzen und verkündete im ganzen Reich: „Wer den Drachen tötet, bekommt meine Tochter zur Frau und das halbe Königreich geschenkt.“ (Aus welchem Märchen kenne ich das?) Es kamen natürlich alle stolzen Ritter des Landes und wollten den Drachen töten, doch sie scheiterten alle – und bezahlten es mit ihrem Leben. Bis ein kleiner schmächtiger Mann – der Schusterlehrling Dratewka – daherkam, der nicht besonders kräftig wirkte, so dass ihn alle auslachten. Doch er bekam seine Chance. Er war nämlich nicht dumm, denn er nahm Schaffelle, nähte sie zusammen und füllte sie mit Schwefel. Dann legte er das Ganze in der Nacht vor den Höhleneingang. Als der Drache am nächsten Morgen erwachte, hatte er großen Hunger und als er das Schaf da liegen sah, verschlang er es sofort. Doch danach bekam er sehr großen Durst und eilte schnell zur Weichsel, wo er sich voll mit Wasser soff. Das bekam ihm jedoch nicht besonders gut, denn Schwefel und Wasser bilden ein gefährliches Gas-Gemisch und folglich explodierte er. Somit hatte der schmächtige Schusterlehrling den Drachen getötet und die Stadt von der Plage befreit. Er bekam die Tochter des Königs und das halbe Reich dazu.“
Tolle Geschichte, oder? Sie – Goisa – bekam natürlich von allen ein gutes Trinkgeld, denn davon lebt sie wohl.
Ich ging noch einmal hoch zur Burg, denn ich wollte mir natürlich unbedingt die Kathedrale von innen ansehen. Das tat ich dann auch, doch drinnen darf man nicht fotografieren und es laufen bzw. stehen genügend Aufpasser herum, die darauf achten, dass dieses Verbot auch beachtet wird. So habe ich keine Bilder vom Inneren machen können. Schade!
So blieb mir nur, die Kathedrale noch einmal in seiner ganzen Schönheit und seinen verschiedenen Baustilen zu bewundern – jeder König hat seine eigene Kapelle anbauen lassen, in der er auch beerdigt wurde.
Das Denkmal für Papst Johannes Paul II.
Das Portal der Kathedrale
Auf dem Rückweg ging ich noch einmal zum wichtigsten Fenster Polens, um es mir aus der Nähe anzusehen:
Das ist das berühmte Fenster aus dem der polnische Papst Johannes Paul II. zu seinen Landsleuten sprach und ihnen Mut machte, der zum Ende des Kommunismus und somit zur Freiheit Polens führte.
Auf dem Marktplatz fütterten die Kiddies die Tauben und die Mütter fotografierten.
Zurück zum Hotel sah ich das große Stadttor wieder, das ich aus meinem Fenster sehen kann und auf der anderen Seite erblickte ich wieder einmal Hermes, den Götterboten. Hier ist er als Merkur verewigt. Dazwischen die mobile Galerie aus Touristenbildern.
Am Abend fragte ich erneut die Rezeptionistin, welches empfehlenswerte Restaurant es in der Nähe außer dem „Farina“ noch geben würde. Sie nannte mir das „Jarema“ und da ging ich dann auch hin.
Zunächst ging ich durch das Stadttor, in dem ich erneut eine Schwarze Madonna sah.
Vorbei an der Bastei/Basztowa
Und rechts von diesem Denkmal liegt es dann, das polnische Restaurant „Jarema“, offenbar benannt nach der Künstlerin Maria Jarema, die zusammen mit dem großen Maler und Künstler Adam Marczynski zum Künstlerkreis der „Krakauer Gruppe“ gehörte.
Eine Dame spielte ein Saiteninstrument, das ich nicht kannte und sang dazu (für meine Begriffe etwas zu laut).
Als Vorspeise hatte ich mir Blinis mit Lachskaviar bestellt.
Der Wein wurde vorbildlich (mit gestickter Serviette) gekühlt und als Hautspeise hatte ich Seezunge mit Lachs gefüllt bestellt. War sehr lecker!
Und damit endete mein heutiger Tag und ich war vor 22 Uhr im Bett. Gute Nacht!
6. Etappe: Auf nach Zakopane
Donnerstag, der 27. Juni 2013
Kurz nach 8 bin ich wach geworden und habe zunächst bis halb 10 an meinem gestrigen Tagesbericht geschrieben. Jetzt schnell unter die Dusche und dann zum Frühstück.
Meinen Parkplatz konnte ich bereits im Hotel bezahlen, so dass ich am Parkplatz nur die Quittung abgeben brauchte. Es hat über eine viertel Stunde gedauert, durch die Stadt auf die richtige Straße zu gelangen, solch ein Stop-and-go-Verkehr herrschte. Es ist immer wieder schrecklich, sich durch Städte zu quälen. Doch ein Positives muss ich bemerken, mein Orientierungssinn scheint wieder einigermaßen zu funktionieren (obgleich keine Sonne schien) und ich fand die richtige Straße Nr. 7, die nach Zakopane führt. Sie ist größtenteils als 4-spurige Schnellstraße ausgebaut. Bis die Berge kommen, denn von da an ging es wegen vieler Lastwägen und 2-spuriger Straße manchmal nur im Schneckentempo voran.
Doch die Landschaft wurde immer schöner, auch wenn durch Nieselregen und manchmal Nebel durch die tiefhängenden Wolken man nicht viel sehen und auch keine schönen Fotos machen konnte.
Auch in Zakopane hatte ich meine kleine Herausforderung: mein Hotel „Sabala“ zu finden, denn es liegt direkt in der Fußgängerzone und man muss praktisch von hinten durch eine Nebenstraße zum Hotel fahren.
Da sitze ich nun in meinem Zimmer 101 und schreibe an meinem Tagesbericht:
Auch in Zakopane hatte ich meine kleine Herausforderung: mein Hotel „Sabala“ zu finden, denn es liegt direkt in der Fußgängerzone und man muss praktisch von hinten durch eine Nebenstraße zum Hotel fahren.
Da sitze ich nun erneut in meinem Zimmer, wobei ich noch einige Ergänzungen zum gestrigen Tag eingefügt habe.
Dann habe ich einen Bummel durch Zakopane gemacht und dabei den Eindruck eines mir nicht besonders genehmen Touristenortes bekommen. Die ganze Fußgängerzone ist eine Ansammlung von billigen Straßenläden wie auf einem Markt. Am interessantesten fand ich noch den Seifenblasenmann, der tolle Seifenblasen erzeugte und der auch die Kinder begeisterte. Ansonsten war viel los auf der Straße (das lag wohl auch am nasskalten Wetter, das nicht zu Wandern in den Bergen animierte).
Ab hier sind mir die Fotos verloren gegangen! Sorry!
Daher finde ich es für den Leser total uninteressant, meine Weiterreise über die Slowakei, Tschechien, Österreich und Deutschland zu lesen, wenn der Reisebericht nicht durch Fotos aufgelockert und nachvollziehbar wird.
Ihr Single-Reisender
Jens Diekmann