Rentiere in Schweden begrüßen einen Rentier aus Deutschland Der Bottnische Meerbusen bei Kalajoki in Finnland
Vorbemerkung:
„Was, Du willst im Herbst nach Schweden fahren?“ das war eines der vielen Kommentare, die ich bekam, als ich sagte, ich will im September um den Bottnischen Meerbusen fahren.„Da wird es doch so früh dunkel!“ gehörte auch dazu. „Du musst im Sommer fahren und nicht im Herbst!“ lautete denn auch der wohlgemeinte Rat.
Nun, ich war schon mehrmals in Schweden und auch zu verschiedenen Jahreszeiten. Und als ich mir die Wettervorhersagen ansah, konnte ich feststellen, dass für die nächsten 14 Tage gutes Wetter zu erwarten sein würde. Also, warum nicht fahren? Auf jeden Fall wird es nicht mehr so heiß, wie im Sommer, wo es auch in Schweden und Finnland 30° Celsius geben kann. Und vor allem finden keine Mückenplagen mehr statt.
Auch fehlte mir dieser Teil der Ostsee noch, denn 2006 bin ich ja nur bis zur Südwestspitze von Finnland gekommen, als ich rund um die Ostsee gefahren bin und dann über die (leider verregneten) Aland‐Inseln wieder durch Schweden und Dänemark zurückfuhr. Jetzt wollte ich also den Rest kennenlernen, den mir mein Nachbar Hannes so schön beschrieben hatte. Er war früher als Kapitän oft dort gewesen und hat dann vor einigen Jahren seiner Frau die Region auf einer Rundreise im Mobilhome gezeigt.
Also habe ich kurzfristig ein Ticket bei der Stenaline nach Göteborg gebucht und bin einen Tag später losgefahren. Ich plane so gegen Ende des Monats wieder daheim zu sein, doch da bin ich ganz flexibel.
Donnerstag, 19. September 2013
Meine Vorbereitungen dauern – wie immer – nicht sehr lange. Karten und Reiseführer über Skandinavien hatte ich schon von früheren Reisen. Im Internet habe ich mir noch einige nette Hotels in Schweden und Finnland ausgesucht, die ich evtl. ansteuern werde, denn normalerweise suche ich mir auf gut Glück die Hotels am jeweiligen Tag aus, was meistens auch geklappt hat.
Dann habe ich mir noch die Münzen und Scheine in Schwedischen Kronen aus meiner Fremdwährungsbörse herausgepickt, um zumindest Kleingeld in Schweden dabei zu haben, und heute Nachmittag fahre ich dann nach Kiel, um so gegen 17 Uhr am Stena Terminal einzuchecken.
Der Koffer ist schnell gepackt und – falls ich Gelegenheit dazu haben werde – das Golfbesteck liegt schon im Kofferraum.
Bei herrlichem Wetter machte ich noch ein letztes Bild von meiner Terrasse auf den Kanal und dann brachte mich die Fähre in Nobiskrug über den Nord‐Ostsee‐Kanal.
Da wartet die Stena Germanica (immerhin 240 m lang!) schon auf uns und… …spiegelt sich im Terminalgebäude.
Da ich viel zu früh am Terminal war, hatte ich noch Zeit, einen kleinen Bummel durch Kiels Innenstadt zu machen und habe mir auch die Nikolaikirche am Alten Markt angesehen
Doch als ich Innenaufnahmen machen wollte, stellte sich heraus, dass meine Batterie leer war. Ich habe versucht, beim größten „Saturn“‐Laden Schleswig‐Holsteins eine Ersatzbatterie zu kaufen, doch das Modell für meine Sony hatten sie nicht! Als ich dann auf dem Schiff in meiner Koje war, habe ich sie aufladen und dann auch wieder fotografieren können.
Meine bescheidene Innen‐Koje für die Überfahrt nach Göteborg (mehr wollte ich nicht ausgeben!)
Ein letzter Blick über die Stadt Kiel
Das reichhaltige Skandinavische Buffet… …mit meinen geliebten Grönland‐Crevetten.
Als wir ablegten, zogen dicke Wolken auf, so dass auch das Laboer Ehrenmal nur unter Wolken zu sehen war.
Freitag, 20. September 2013
Um ¼ nach 7 ertönte der Lautsprecher in – nicht nur – meiner Kabine und beendete meine Nachtruhe. Da ich aber gestern Abend schon kurz nach 8 Uhr das Licht ausgemacht hatte, hatte ich genug geschlafen, auch wenn ich diverse Träume hatte, von denen mir eigentlich nur ein Traum wirklich in Erinnerung geblieben ist: Ich sollte ein Buch über Historische Hotels schreiben. Nun, das wäre sicherlich eine interessante Sache, wenn ich einen Verlag dafür finden würde, der die Bücher auch vertreibt und nicht so einen wie mein unfähiger Verlag in Halle, dem ich nichts mehr zutraue, höchstens schlechte Arbeit. Das wäre natürlich mit noch mehr Reisen verbunden und ob ich dazu noch in der Lage bin. Wer weiß?
Nachdem ich meine Koje verlassen und das Gepäck schon ins Auto bringen wollte, merkte ich als erstes, dass draußen die Sonne schien (Wenn Engel reisen…) Doch ich musste das Gepäck zurück in meine Kabine bringen, denn aufs Autodeck kommt man erst, nachdem das Schiff angelegt hat. Also auf zum Frühstücksbuffet, wo ich nur ein Müsli und etwas Rührei mit Speck gegessen habe. Dann – wie wohl alle Passagiere – aufs Deck, um zu erleben, wie das dicke Schiff in den Hafen von Göteborg bugsiert.
An den Schären merkt man, dass man in Schweden ist und spätestens, wenn man diese roten Häuser sieht, weiß man, dass man in Schwedischen Gewässern schippert.
Da hinten ist der Skagerrak und da vorne ist Göteborg.
So alt ist die Stena Germanica doch gar nicht! Noch ein Blick zurück übers Heck.
Alle fragten sich offensichtlich: Kommen wir da auch drunter durch? Die Brücke ist 45 m hoch (ähnlich wie die Brücken über den Nord‐Ostsee‐Kanal, also würde die Stena Germanica auch durch den Kanal fahren können).
Pünktlich um 9:15 legte die Fähre an, doch es dauerte fast eine halbe Stunde, bevor auch wir an Land konnten, da wir auf einem Oberdeck waren und erst alle LKWs, die unter uns standen, rausgefahren sind.
Um möglichst schnell durch Göteborg zukommen, habe ich die Autobahn genutzt, die ich erst hinter Alingsäs verlassen habe. Dabei habe ich mir noch überlegt, ob ich mir noch einmal das Schloss Nääs ansehen sollte, das ich mir schon auf meiner Reise 2010 angesehen hatte. Doch ich fuhr weiter. Ich hatte in mein Navi Lidköping eingegeben, doch wollte ich nicht nur auf der E 20, sondern am Vätternsee entlang fahren, denn die Strecke finde ich viel schöner, zumal ich auch einen Abstecher zum Schloss Läckö machen wollte. Das hat sich auch gelohnt.
Auf dem Weg zum Schloss Läckö kam ich durch kleine Ortschaften, die mich veranlassten, Halt zu machen und Fotos zu schießen:
Diese hübsche Kirche in Haka Tängs habe ich als erste fotografiert, leider war sie geschlossen.
Dann diese und dann das kleine Freilichtmuseum „Lunnelid“ in Rada. Dann sah ich diese schöne Mühle gegenüber dem Gräberfeld „Stenhusbacken“, einem der größten Grabhügel Västergötlands aus der Stein‐ (2300 – 1800 v. Chr.) und Eisenzeit (500 v. Chr. – 400 n. Chr.), wobei ich nicht erkennen konnte, ob es sich tatsächlich um Gräber handelte oder nur um große Felsen. Schauen Sie selbst:
Kurze Zeit später sah ich noch ein kleines Freilichtmuseum mit einer Mühle auf einem Dach.
Und dann war ich am Schloss Läckö – zunächst noch etwas von Bäumen verdeckt, doch dann in seiner ganzen Schönheit zu bewundern.
Traumhaft schön gelegen auf einer Halbinsel im Vätternsee. Auch wenn ich mir das Schloss nicht von innen angesehen habe (die Räume wurden z. T. renoviert, was meinen Geiz beflügelt hat, keinen Eintritt bezahlen zu müssen), war ich wieder ganz neidisch geworden und hätte hier am liebsten wieder ein Hotel draus gemacht.
Auf dem Hinweg war mir schon aufgefallen, dass hier die Milch noch in Kannen an die Straße gestellt und abgeholt wird und keine Tanklaster (wie bei uns) die Milch vom Bauern abholen. Doch diese beiden Alten musste ich auf dem Rückweg unbedingt aufs Bild bringen. So patriotisch mit Landesfahne. Sind sie nicht goldig!?
Statt erneut über die E 20 zu fahren, habe ich die Nebenroute über Hällekis gewählt und dabei recht interessante Dinge gesehen: Schöne Höfe und alte Kirchen Ein abgestorbener Baum neben einem herrschaftlichen Gutshaus
Den Göta Kanal mit seiner Schleuse, die auf die Wasserebene des Vätternsees führt.
Das daneben liegende Värdshuset, bei dem die Saison vorbei ist.
Nach weiteren vielen Kilometern – heute bin ich insgesamt über 400 km gefahren – kam ich zum Hennickehammars Herrgard südlich von Filipstad.
Der Blick vom Parkplatz und vom Eingang
Mein Zimmer mit nettem Collagebild über dem Bett.
Traumhaft an einem kleinen See gelegen. Doch das hat auch seinen Preis: Mein Einzelzimmer kostet über 140 €!
Nach der langen Autofahrt wollte ich die herrliche Gegend erkunden und mir auch ein wenig die Beine vertreten, so dass ich einen Spaziergang unternahm und das gesehen habe:Der traumhaft schöne See bei Windstille mit schönen Herbstblumen. Pilze in allen Variationen (ob man sie auch alle essen kann oder manche nur 1 x?)
Samstag, 21. September 2013
Nachdem ich zunächst meinen gestrigen Bericht zu Ende geschrieben habe, ging ich so gegen halb 10 zum Frühstücken – und war natürlich der Letzte.
Es war heute Morgen noch ziemlich nebelig über dem See, doch es war sicherlich nur der herbstliche Morgennebel, denn die Wettervorhersage war recht gut.
So etwa 20 nach 10 Uhr fuhr ich los, nachdem ich meine Rechnung in Höhe von 2.000 Skr (über 230 €. Man gönnt sich ja sonst nichts!) beglichen hatte.
Mitten durch das Herz Schwedens fahrend erlebte ich herrliche Landschaften und so zwischen 11 und 12 Uhr lichtete sich der Himmel und die Sonne kam durch.
Auf der anderen Straßenseite stand noch dieser Glockenturm und man kann sehen, wie sich der Herbst in seinen schönsten Farben zeigt.
Gimo Herrgard
Wie üblich liegen solche Herrensitze an wunderschönen Seen, so auch dieser.
Die teure Speisekarte mit den teuren Weinen
Die schlichte Kirche mit dem gewaltigen Glockenturm in dem kleinen Ort Njutängers.
Ist das nun die Kirche in Rogsta oder die rechts? Ich komme schon ganz durcheinander! Leider waren die Kirchen alle geschlossen, bis auf die in Hudikswall, so dass ich nur dort Innenaufnahmen machen konnte. Doch meiner Kirchenpflicht bin ich damit hoffenlich nachgekommen, oder?
Damit kann ich mich nun den weltlichen Dingen widmen:
Das Herrenhaus in Forsmarksbruk mit dengleichförmigen Häusern im Ort.
Das war in Ingersund und in dierser alten Fabrik ist wohl das Geld verdient worden.
Die Ulrika‐Eleonora Kiche in Hudiksvall
Das wunderschöne Rathaus in Hudiksvall, wo ich auch die schöne Kirche bewundert habe.
Schon von der Kirche aus hatte ich diesen Turm gesehen, der Östra Berget hoch auf einem
Berg über Hudiksvall von wo man einen herrlichen Blick über die ganze Stadt hat.
Blick vom Östra Berget auf Hudiksvall
Wenn ich besser Schwedisch könnte, wüste ich was da auf dem Stein steht. Auf dem Platz unterhalb des Östra Berget seht man ganz genau, dass der Sommer vorbei ist, denn vor einigen Wochen wäre es hier an einem Sonntag nicht so leer gewesen.
Parallel zur E 04 führt diese Straße. Nur weiß ich nur nicht, ob die Küste voller Jungfrauen ist oder man die Küste als junfräulich eingestut hat?
Noch einmal einen Blick auf den Bottnischen Meerbusen von einem einsamen Strand bei Stecka, wo ich auch sehr viele Pilze gesehen habe:Ob die wohl alle essbar sind? Ich habe es lieber nicht ausprobiert!
Hier ist der Sommer nun endgültig vorbei!
Es hat doch etwas länger als erwartet gedauert, bis ich endlich eine Bleibe für die Nacht gefunden habe, denn in Lörudden, wo auf der Karte ein Hotel eingezeichnet war (habe extra einen Abstecher von 35 km gemacht!), gibt es keines und der Herrgard in Söraker war geschlossen. So bin ich jetzt im Hotel „Highway“ in Härnosand gelandet, einem netten Motel mit einfachen aber guten Zimmern und einer Küche, die mehr bietet, als ich erwartet hatte.
Mein obligatorisches medizinisches Bier in der netten Snackbar.…und das waren meine Koteletts mit Pommes. Sehr schmackhaft zubereitet!
Für die, die es interessiert: www.highwayhotel.se Ich hatte das Humphrey Bogart Zimmer.
Im Internet habe ich mir dann noch die Ergebnisse der Wahl in D angesehen und dabei feststellen müssen, dass „Angie“ hoch gewonnen hat, aber die FDP draußen ist. Zeit zum Regenerieren, ist dazu mein einziger Kommentar, obgleich ich es schade finde.
Mein Rest in der Rotweinflasche war nicht ausreichend, während ich meinen Tagesbericht schreibe, daher habe ich mit noch eine neue aus dem Auto geholt.
Montag, 23. September 13
Es ist kurz nach 8 Uhr. Der Himmel ist strahlend blau. Also auf, auf zum fröhlichen Reisen!
Doch als ich dann das Hotel verlies, war nur ein Teil des Himmels blau, der andere grau und das sollte ich später ganz schön merken: es regnete den ganzen Vormittag. Erst gegen Mittag kam die Sonne durch, allerdings erwischte mich später hin und wieder doch noch ein Regenschauer. Nun, damit muss man wohl leben, wenn man im Herbst in Skandinavien reist.
Über diese Brücke, die Högakustenbrücke –sie soll eine der längsten Hängebrücken der Welt sein (!) – führte mein Weg zu einem Weltnaturerbe: Die Hohe Küste. Zunächst konnte ich mir gar nichts darunter vorstellen, doch die erste Infotafel hat mich dann aufgeklärt:Die „Höga Kusten“ ist nach der letzten Eiszeit von ca. 9.600 Jahren insgesamt um 800 m (!) gestiegen, nachdem das immerhin 3 km dicke Eis abgeschmolzen und nicht mehr auf das Land gedrückt hat. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, steigt das Land auch heute noch um jährlich 8 mm!
Bei Wikipedia habe ich dann noch etwas mehr erfahren können:https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6ga_Kusten
Schon faszinierend, wie ich finde und man macht sich so seine Gedanken: Schwimmt diese Region wie eine Insel auf einer Magmamasse und wird von dieser hochgedrückt?
Die Landschaft ist bezaubernd, leider tat der Regen der Freude einen kleinen Abbruch. Dennoch bin ich ca. 2 Stunden durch diese Region gefahren, teilweise auf ungeteerten Straßen, die manchmal dicke Schlaglöcher aufwiesen, was mein Auto gar nicht mochte und ich jedesmal einen Schreck bekam, denn sie sind vorher so gut wie nicht erkennbar (also langsam fahren!)
Doch es gibt hier nicht nur Naturschönheiten zu bewundern, sondern auch Kulturschönheiten, wie z. B. die Nora Kirche mit dem sehr schönen Kirchenschiff:
Oder die Kirche in Bygdea, die leider geschlossen war, mit dem imponierenden Glockenturm:
Daneben habe ich mir aber auch ein altes Eisenbergwerk, das „Olofsfors Bruk“ angesehen, allerdings nur von außen, denn um diese Jahreszeit haben offensichtlich alle Museen etc. geschlossen. Das Olofsfors Bruk Werk – gegründet 1762 – mit dem immer noch rauschenden künstlichen Bach, der den Eisenhammer zum Schmieden des Eisens angetrieben hat.
Hier ein Auszug aus der offiziellen Internetseite http://digitalaumea.se/de/unternehmugen/toplist/1931‐olofsfors_bruk eisenhütte :
„Die Eisenhütte in Olofsfors ist eine der besterhaltensten Eisenhütten in Schweden und stammt aus dem Jahr 1762. Mit 25 000 Besuchern ist sie zudem die meistbesuchte Touristenattraktion der Region. Zur Anlage gehören ein wasserbetriebener Eisenhammer mit Blasebalg, ein Hochofen, eine Schmiede, ein Herrenhof und Arbeiterhäuser aus den 60er Jahren.
Das Gutshaus Herrgården wurde 1883 für den Direktor der Eisenhütte errichtet und beherbergt heute ein Restaurant, Konferenz- und Festräume. Das Hüttenwerk erwacht im Sommer zu neuem Leben, wenn Handwerker (Schmied, Bootsbauer, Maler) in den verschiedenen Gebäuden tätig sind.“
Nicht ganz so alt ‐ aber dennoch bewundernswert ‐ war diese Haus in Umea. Es könnte ein Container‐Haus sein, wenn ich mich nicht irre.
Ich hatte geglaubt, in diesem schönen alten „Tollgard“ in Ratan Station machen zu können, doch zum einen ist es nur ein Restaurant und zum anderen hat es schon am 1. September Winterpause eingelegt (wie so viele Häuser in dieser Region).
Hätte ich übernachten können, hätte ich mich mit Sicherheit intensiver mit dem Ort beschäftigt. So habe ich dies nur im Nachhinein machen können und dabei habe ich im Internet unter dem Link http://www.kvarkenguide.org/ratande.html folgendes gefunden:
„Nach einer Fahrt auf schmalen, gewundenen Landstraßen gelangen Sie an einer geschützten Meeresbucht zu einem verschlafenen Dörfchen mit kleinen, schönen, alten Holzhäusern, ein paar Schafweiden und einem Kleinboothafen: Ratan. Wenn man sich in Geschichte nicht so gut auskennt, kann es leicht passieren, dass man nach einer kurzen Pause unten im Hafen weiterfährt und Ratan als „das hübsche Stranddörfchen“ in Erinnerung behält. Aber Ratan ist viel mehr als erholsame Ruhe. Ratan ist ein wichtiges
Stück nordschwedischer Kulturgeschichte. Der Ort war so bedeutsam, dass er – anstelle von Umeå – zur größten Stadt Norrlands hätte werden können.
Alles begann damit, dass die Bauern von Djäkneboda beantragten, hier einen Marktplatz anlegen zu dürfen. Die geschützte Lage hinter der Insel Rataskär (auch Båkskär genannt) bot nämlich hervorragende Voraussetzungen für einen Hafen. Die Bauern durften den neuen Marktplatz gründen, bekamen aber die Auflage, ein Wirtshaus zu bauen. Auf der Insel Rataskär können Sie das Fundament dieses ersten Gebäudes der Gegend sehen.
Seine Blütezeit erlebte Ratan im 18. Jahrhundert, als sein Hafen zum Stapelplatz für die Städte Umeå, Piteå, Luleå und Torneå und damit zum wichtigsten Hafen der gesamten Küste von Norr- und Västerbotten – zum „Hafen von Norrland“ – wurde. Am Stapelplatz mussten die Schiffe der Städte anlegen, um ihre Waren zu verzollen. In Ratan wurde eine Seezollverwaltung angelegt. Auf Rataskär wurden ein Zollhaus und Magazine für die verschiedenen Städte errichtet. Lotsen und Zollangestellte bauten sich Häuser auf dem Festland und bestellten den Boden.
Der letzte Krieg, der in Schweden stattfand – der Krieg gegen Russland 1808 bis 1809 – stellte Ratan auf eine harte Probe. Am 20. August 1809 lieferten sich die Schweden und Russen in Ratan eine große Schlacht. Die Höfe wurden zerstört, das Hab und Gut der Einwohner weggeschafft und ihre Vorräte geplündert. Als Besucher von Ratan können Sie in Form von Wehren und Gräben noch heute Spuren des Krieges sehen. Auch kann man in ein paar Häusern das eine oder andere Einschussloch entdecken.
Abgesehen von seiner geschichtlichen Bedeutung als Hafen und Kriegsschauplatz, erlangte Ratan noch in einem ganz anderen Zusammenhang Bekanntheit. Von Ratan ist nämlich täglich im schwedischen Seewetterbericht zu hören. Als im 19. Jahrhundert das Interesse für das vermeintlich „verschwindende Meerwasser“ – also die Landhebung – wuchs, wurde Ratan eine zentrale Rolle zugewiesen. In Ratan beobachteten die Wissenschaftler das merkwürdige Phänomen, und im Jahr 1749 schlug hier ein Forscher aus Österbotten die erste Wasserstandsmarkierung auf dem Festland in das Gestein. Außerdem errichtete man 1891 im Hafen eine so genannte Mareographstation, an der man den Wasserstand maß. Heute steht in Ratan eine neue Messstation, und von eben dieser sind täglich Berichte im schwedischen Radio zu hören.
Wenn Sie Rataskär besuchen, dürfen Sie den kleinen Kulturpfad auf der Insel nicht verpassen. Auf dem gut 1 Kilometer langen Rundweg erfahren Sie mehr über die spiralförmigen Steinlabyrinthe, Windrosen, Vorrichtungen zum Trocknen von Fischernetzen und die runden Steinwälle, die Behausungen umgaben. Der Weg führt auch an dem 1891 gebauten Leuchtturm vorbei. Auf dem Gipfel der Insel steht die alte Leuchtbake, die zur der Zeit, als Ratan noch ein eigener Lotsenbezirk war, als Lotsenausguck diente.
Die Natur auf Rataskär ist typisch für die Landhebungsküste von Västerbotten. Die Schäre ist bis zu 21 Meter hoch und unterhalb ihrer Spitze liegen schöne Klippen und Fichtenwald. An der Nordseite der Insel findet sich ein abgeschnürter kleiner See. Weite Teile des Rataskär stehen unter Naturschutz, und das Gebiet um Ratan und Rataskär ist im Rahmen des Denkmal- und Ensembleschutzes als von nationalem Interesse klassifiziert.“
Was so ein kleines Dorf doch für eine interessante Geschichte zu erzählen hat. Schon erstaunlich. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man – um auf die nur durch einen schmalen Meeresarm getrennte Insel Rataskär zu gelangen – ein Boot mieten kann, doch das gilt wohl nur für den Sommer und nicht mehr im Herbst. Dort hätte ich mir nämlich gerne die interessante Leuchtbake angesehen, die ich jetzt nur aus dem Internet kopieren kann:
Und nun habe ich endlich eine Bleibe in Skelleftea gefunden, nachdem ich vorher in zwei Orten nichts Vertrauensvolles gesehen hatte, das ****Hotel Aurum, direkt am Ortseingang. Sozusagen das Erstbeste, das mir über den Weg lief. Bei Booking.com ist es mit 8,3 von 10Punkten bewertet, also nicht schlecht. Es ist praktisch ein Dinner‐Bed & Breakfast‐Hotel, denn auch das Abendbuffet ist im Preis von ca. 138 € enthalten, incl. kostenloser alkoholfreier Getränke (wer Bier will, muss dies an der Rezeption bestellen). Kein uninteressantes Konzept, muss ich mir für Oldenburg merken, denn das könnte eine echte Alternative sein, wenn wir im nächsten Jahr ein B&B Kettenhotel nach Oldenburg bekommen.
Das Hotel Aurum vom Parkplatz aus gesehen. Mein Einzelzimmer
Und das war mein Blick aus dem Zimmer mit einem herrlichen Regenbogen.
Dienstag, 24. September 2013
Heute werde ich wohl den nördlichsten Punkt meiner Reise erreicht haben und die Grenze nach Finnland überfahren. Wenn das Wetter mitspielt, denke ich daran, vielleicht noch einen Abstecher an den Polarkreis zu machen, denn dann weiß ich aus eigener Erfahrung, ob auch nach dem Herbstanfang dort noch die Sonne scheint…Doch wenn ich bedenke, dass es hin und zurück bestimmt 200 km sind, werde ich es mir sehr überlegen, ob ich diesen Umweg machen werde.
Ich hab´s dann doch gemacht! Es war zwar kein Weltereignis, doch stolz bin ich schon, denn das ist nun schon die dritte Polarzirkel‐Berührung meiner Laufbahn! Die 1.in Alaska, die 2. in Norwegen und nur die 3. in Schweden (mit leichtem Regendröppeln!).
Doch zunächst bin ich nach Lulea gefahren, um mir die Gamelstad anzusehen. Und das war wirklich beeindruckend für mich.
Die Orgel und das schöne Geschlechterwappen oder was immer das auch war.
Die Kanzel hat mir ganz besonders gut gefallen!
Und wieder hat mich die Geschichte fasziniert, denn die „Alte Stadt“ war das frühere Lulea, das auf einer kleinen Insel in der Mündung des Lulea‐Flusses errichtet worden ist. Doch auch hier und nicht nur an der „Hohen Küste“ hat sich das Land nach der Eiszeit erhoben (vor 1.000 Jahren lag das Land hier noch 10 m unter Wasser(!) So konnte der Hafen nicht mehr genutzt werden und man musste 1621 eine neue Stadt, das heutige Lulea bauen.
Doch haben die Bürger die „Alte Stadt“ nicht dem Untergang oder Verfall preisgegeben, sondern sich sorgfältig um den Erhalt bemüht. Dazu muss man wissen, dass es in Schweden früher eine gesetzliche Kirchpflicht gab: Alle Bürger mussten 1 x pro Woche in die Kirche gehen und nur die, (ich glaube, die, die weiter als 25 km von der Kirche entfernt wohnten), nur alle 14 Tage, doch dann war dort wirklich „Leben in der Bude“, wie man so schön sagt. Alle Bauern hatten ihr Kirchhäuschen und manche Bauern teilten sich eines zu dritt. Doch alle kamen und die Geschäfte brummten. Jedes Dorf hatte sich seine Kneipe, Gasthaus, Café ausgesucht, um dort zu feiern (und sicherlich um auch Kontakte (geschäftlicher oder anderer Art) zu knüpfen.
Heute ist Gammelstad ein Unesco Weltkulturerbe, wie man auch in dem kleinen Info-Center sehen kann
Hier nur noch ein paar Eindrücke von diesen netten Ort: Die schönen alten Kirchhäuser…
…mit ihren romanischen Details… …und das war der Arbeitsstuhl von Carl von Linné
Was mich aber erneut ins Grübeln bringt, ist die Tatsache, dass auch hier das Land nach der Einszeit anstieg. Wieso nur in Schweden und nirgendwo anders, oder habe ich es nur hier zum ersten Mal erfahren? Da muss ich wohl noch einmal nachrecherchieren.
Wie üblich bin auch da wieder bei Wikipedia fündig geworden und habe das herausgefunden:
„Nordeuropa, Ostsibirien (Westsibirien war nur gering vergletschert) und Nordamerika waren vor mehr als 11.000 Jahren für Jahrhunderte von bis zu 3 Kilometer dicken Eisschilden bedeckt. Die Masse des Eises ließ die betroffene Erdkruste in den Erdmantel sinken. Die flüssigen Bestandteile des viskosen Erdmantels flossen daraufhin seitlich ab und wölbten so die Erdkruste außerhalb der jeweiligen Eispanzer auf.
Als die Gletscher zum Ende des Pleistozäns und am Anfang des Holozäns abschmolzen und sich damit die Eisauflage zu reduzieren begann kam es zu Umkehrprozessen: Die Mantelmaterialen flossen zurück in Richtung der Zentren der ehemaligen Eispanzer und folglich setzte eine Hebung der betroffenen Erdkruste ein. Außerhalb der Ausdehnungsgebiete des ehemaligen Eises begannen hingegen Landsenkungsvorgänge. Durch die enorme
Zähigkeit des Mantels wird dieser Ausgleichsprozess noch einige Tausend Jahre andauern, bis ein isostatisches Gleichgewicht erreicht ist. Das Ausmaß der postglazialen Landhebung ist sowohl von der Viskosität des Erdmantels als auch von der vertikalen Ausdehnung der ehemaligen Eisschicht abhängig.
Studien haben ergeben, dass diese Hebung in zwei zeitlichen Phasen abläuft. In der ersten Phase, die vor etwa 2.000 Jahren abgeschlossen war, betrug die Hebung bis zu 75 Millimeter pro Jahr. Mit Beginn der zweiten Phase verringerte sich die Hebung auf 25 Millimeter pro Jahr und sie nimmt weiter ab. Die heutige Hebung beträgt etwa 10 Millimeter pro Jahr und ist regional unterschiedlich.
Aus der Hebungsgeschichte von isostatisch aufsteigenden Landmassen lässt sich die Zähigkeit des Erdmantels abschätzen. Entsprechende Hebungsmodelle liefern eine mittlere dynamische Viskosität von 1021 Pa·s“
Die kontinentale Lithosphäre muss wohl wie ein dicker Gummimantel gewirkt haben, denn wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätten sicherlich Vulkane ihren Weg gefunden und wären ausgebrochen. Und der obere Erdmantel muss wohl sehr elastisch gewesen sein, dass er diesem Druck widerstanden hat.
Also habe ich erneu bei Wikipedia nachgeschaut und lag mit meiner Vermutung gar nicht so schlecht:
„Als oberer Erdmantel wird in den Geowissenschaften jener plastisch verformbare Teil des Erdmantels bezeichnet, der die Erdkruste trägt und unter ihr bis in Tiefen von 410 km reicht. Zählt man (wie meist üblich) auch die sog. Übergangszone zum Obermantel, reicht er bis in etwa 750 Kilometer Tiefe (die Angaben in der Fachliteratur schwanken zwischen 650 und 900 km). Diese Gesteinsschichten umfassen fast ein Drittel des gesamten Mantels, dessen Grenze zum Erdkern durch verschiedene geoseismische Methoden mit durchschnittlich 2898 km Tiefe bestimmt wurde.“
Nun frage ich mich nur noch, warum es in Kanada oder Alaska keine solchen Phänomene gibt? (oder habe ich einfach keine Ahnung?)
Auf meinem Weg zum Polarkreis habe ich mich auf die E 10 begeben und bin dann nach Osten auf die 98 abgebogen.
Kurz vor dem Ort Overtornea kam mir dann dieses Rudel Rentiere vor die Kamera (aber ich bin nicht ausgestiegen, denn man weiß ja nie, wie die Fiecher reagieren: weglaufen oder angreifen!) Nun kann ich stolz sagen: Ich habe zwar keine Elche gesehen, aber Ren‐tiere. Wie es sich für einen Rentier gehört!
Der Grenzfluss Tarnea kurz vor dem Polarkreis. Blick nach Süden und nach Norden.
Dies ist das einfache Schild in Schweden für den Polarkreis. Das hatte ich schon damals in Schweden für zu simpel gegenüber dem Schild in Norwegen angesehen. Was mich aber faszinierte, war die Aussage auf dieser Tafel, dass der Polarzirkel ständig schwankt. Das habe ich aber auch im Internet nicht finden können.
Zurück nach Overtornea bin ich dort in eine eine blöde Baustelle geraten, bei der die Bagger kaum Anstalten machten, die Straße freizugeben, doch als sie das endlich taten, konnte ich mir die schöne Kirche ansehen (die leider geschlossen war): Die Kirche in Overtornea.
Dann habe ich den Grenzfluß Torne zwischen Schweden und Finnland überquert und schon war ich im Euroland Finnland.
Als ich in Torina war, habe ich versucht, eine Küstenroute zu finden, doch leider ohne Erfolg. Ein Abstecher führte mich an einen Minihafen an der Küste, von der keine Straße am Meer entlang führte: also wieder zurück auf die E 75.
In einem Ort, bei dem ich keinen Ortsnamen gefunden habe, sollte es ein Hotel geben, das ich aber nicht gefunden habe, dafür nur diese schöne Aussicht auf die Bucht und das schöne Denkmal.
Schließlich bin ich so gegen 18:00 Uhr mit kleinen Such-Problemchen in Oulu in dem Hotel Lasaretti gelandet, bei dem es zwar kein Einzelzimmer mehr aber dafür ein günstigeres Doppelzimmer für 125 € gab.
Mein Doppelzimmer (zur Alleinnutzung!) und die schöne Dusche
Mein obligatorisches Bier und der Lachs mit Safran und (schlag mich tot, ich weiß es nicht mehr.)
So hätte es in Oulu auch im Sommer um 23:00 Uhr aussehen können, jetzt ist es kurz vor 19.00 Uhr. Dennoch sehr schön!
Mittwoch, 25. September 2013
Als ich zum Frühstück ging, dachte ich, ich wäre sehr früh dran, denn meine Uhr zeigte auf halb 9 und bis 9:30 ist Frühstück möglich. Doch mir war gar nicht bewusst, das die Uhren in Finnland eine Stunde früher schlagen, es war also schon 9:30 Uhr und die Damen waren gerade dabei, das Buffet abzuräumen. Also noch schnell ein Stückchen Brot mit einer Scheibe Lachs und einen Tee, das wars dann auch.
Heute Morgen habe ich gemerkt, dass ich a) nicht nur hoch im Norden bin, sondern b) der Winter auch nicht mehr fern ist. Es war ein wunderschöner klarer Morgen, doch es hatte über Nacht gefroren und das sah man an meiner Frontscheibe am Auto: Ich musste erstmals in diesem Herbst kratzen!
Bevor ich losfuhr, habe ich noch ein Bild von dem modernen Hotel „Lasaretti“ gemacht, das wohl auf einem alten Fabrikgelände errichtet worden war, denn vor meinem Zimmerfenster stand noch immer der alte Schonstein.
Von Oulu bin ich zunächst nach Raabe gefahren, wobei mich mein Navi etwas in die Irre führen wollte, denn es leitete mich in eine Nebenstraße und dann in eine Sackgasse! Man gut, dass ich noch eine Karte dabei habe und auch ein gewisses Bauchgefühl, in welche Richtung ich fahren muss (doch manchmal verlässt einen diese Gefühl auch, da man sich schon zu sehr ans Navi gewöhnt hat).
Doch irgendwann kam ich auf die richtige Straße und erreichte auch bald den Ort Raabe, wo ich mir das „grüne Schloss“ ansehen wollte. Doch es ist kein Schloss, sondern nur ein altes Wohnhaus aus Holz, wie übrigens fast alle Häuser in Raabe (nur dass die anderen alle gelb angestrichen sind!)
Über den Strandweg – was Rantatie heißt, kann ich leider nicht sagen, vielleicht Uferweg ‐ kam ich dann auch an den offenbar berühmtesten Strand Finnlands: Kalajoki.
Nun, ich persönlich habe sicherlich schön schönere Strände gesehen, doch zu verachten ist er sicherlich nicht:
Der erste und der zweite Blick vom Parkplatz aus.
Die moderen Strandhotels m Superblick auf die Ostsee und die netten Umkleidehäuschen.
Der breite Strand, nicht weiß, sondern eher braun‐grau.Ganz nett fand ich die Hütten direkt am Wasser, die man sicherlich mieten kann.
Da ich bisher an der Küste kaum direkt ans Wasser kam – außer gestern, als mich eine Straße zu einem kleinen Hafen führte und ich dann retour fahren musste, machte ich mir keine großen Hoffnungen, auch weiter südlich öfters mal am Meer entlang fahren zu können. Also entschlos ich mich, ins Landesinnere abzubiegen, um vielleich die berühmten finnischen Seen kennenzuleren.
Ich bog also ab in Richtung Jyväskyla (wer kann das richtig aussprechen? Ich kann es nicht einmal ohne abzuschreiben, niederschreiben!) ab. Es folgte ein Tag mit schönen Kirchen. Doch fragen Sie mich nicht, in welchem Ort welche Kirche steht, denn ich hatte sehr große Schwieigkeiten, diese kleinen Orte auf meiner Landkarte zu finden (meine Augenschärfe ist wohl auch nicht mehr das, was sie einmal war, denn selbst mit Lupe habe ich nicht alle Orte finden können ‐ vielleicht waren sie auch gar nicht eingetragen in meiner Karte im Maßstab 1: 850.000. Man muss nur immer eine Ausrede parat haben, nicht wahr?)
Was mir an den Kirchen in Finnland besonders gut gefallen hat: Sie sind alle unterschiedlich (wie ich schon in Schweden bewundert hatte) und haben alle einen getrennt stehenden Glockenturm.
Für eine besondere Kirche, sie soll die schönste in ganz Skandinavien sein (!) habe ich fast meinen Tank leergefahren. Ich nahm die kürzeste Verbindung nach Petäjavesi – über reine Schotterstraßen ‐, doch die waren nicht das Problem, denn man konnte ohne weiteres zwischen 60 und 90 km/h ohne Risiko fahren, doch meine Tankanzeige wurde immer bedrohlicher. Und wie es mit Tankanzeigen nun mal so ist, hat vielleicht jeder schon mal erfahren: Man kann sich nie ganz genau auf sie verlassen. Dann steht da: noch 50 km bis der Tank leer ist und man fährt 10 km und schon steht da: nur noch 30 km bis der Tank leer ist.Da kommt schon mal der eine oder andere Gedanke auf, besonders auf den einsamen Schotterstraßen (siehe oben), wo einem kaum ein Auto begegnet. Doch schließlich habe ich auch das geschafft!
Man parkt an einem schönen See und geht ca. 250 m über eine Brücke und schon sieht man sie:
Die „Alte Kirche“ von Petäjävesi (ist aber nur bis zum 31. 8. für 5 € zu besichtigen! Habe sie also nur von außen besichtigen können (und 5 € gespart!)
Nun galt es nur noch, eine Bleibe für die Nacht zu bekommen und da es in Petäjävesi kein Hotel gibt (!) bin ich also weitergefahren und habe mein Navi konsultiert, das auch Hotels auflisten kann. Ich habe also das erstbeste angeklickt, das „Alba“ und mein Navi hat mich auch dorthin geführt.
Doch ich werde mich nicht wieder auf solchen blinden Empfehlungen verlassen, denn es ist schlicht und einfach ein Sch… Hotel. Es gehört zur Gruppe der Finlandia‐Hotels, doch wenn sie alle solche Geschäftspolitik betreiben: Herzlichen Dank! Nie wieder!
Da ich nur „Walk In“ war, sollte ich nicht nur meine Kreditkarte zur Sicherheit abgeben, sondern man wollte den Betrag auch sofort abbuchen. Da ich ja meinen Restaurantverzehr mit auf die Zimmerrechnung schreiben lassen wollte, kam es zur Diskussion. Schließlich war auch das möglich, so daß ich morgen früh beides zusammen zahlen kann. Das Tollste war jedoch, dass ich für das Internet 3 € hätte zahlen müssen (was mir in Skandinavien noch nie passiert ist!), so dass ich daruf verzichtet habe.Überall im Hotel (an der Rezeption und auf dem Zimmer) wird man gebeten, bei Tripadvisor eine Bewertung abzugeben. Ich glaube, das lasse ich lieber, denn die würde sicherlich nicht besonders gut ausfallen. Eine solche Geschäftspolitik einer Hotelkette habe ich auch noch nicht erlebt!
Der Gipfel ist der Preis für dieses kleine, ca. 12 qm große Zimmer: 115 €. Das macht etwa 10 € pro qm aus! Diesen Laden muss man ganz einfach nur VERGESSEN!
Es ist jedoch kein Hotel so schlecht, als dass man nicht auch etwas lernen könnte: So z. B. diese Schrankwand. Eine Schiebetür mit Spiegelfront verdeckt jeweils halbseitig zwei Schränke von ca. 30 bis 40 cm Tiefe. Gut gelöst, wie ich finde. Auch die Naßzelle war recht klug konzipiert: Nur ca. 2 qm groß. Links befand sich die Dusche (ca. 1 m x 80 cm) mit einer Glastür, die sowohl nach Innen als auch nach Außen aufging. Dann ein Waschbecken mit einer ausreichenden Ablage ca. 60 cm breit, dann kam der Installationsschacht und daneben das WC. Ausreichend Platz auf jeden Fall. Das muss ich beim meinem PS Hotel‐Modell beachten!
Jetzt trinke ich noch einen Schoppen von meinem Rotwein und gehe dann ins Bett, denn ich will versuchen, morgen die Fähre von Helsinki nach Travemünde zu bekommen.
Donnerstag, 26. September 2013
Wenn alles klappt, schaffe ich die Fähre heute Abend um 17:30 von Helsink nach Travemünde, die mich dann nach Deutschland bringt. Sie kostet zwar 614 € (plus Essen und Trinken), wie ich im Internet herausgefunden habe. Doch wenn ich noch einige Tage mit dem Auto über die Aland‐Inseln, Schweden und Dänemark zurückfahren würde, würde es a)bestimmt nicht billiger werden und b) auf jeden Fall einige Tage länger dauern. Also sollte ich spätestens um 16:00 Uhr finnischer Zeit am Terminal sein.
Noch einen letzten Blick (zurück im Zorn?) auf das Finlandia Hotel Alba. Man sollte es einfach vergessen, oder sollte ich doch eine Bewertung bei Tripadvisor hinterlegen, wozu man immer wieder aufgefordert wurde. Mal sehen, was ich machen werde.
Der Himmel war grau und als ich mein Gepäck ins Auto brachte, fing es auch schon an zu nieseln. Das blieb praktisch bis gegen Mittag so, wo dann nur noch vereinzelte Tröpfchen vom Himmel kamen.
Da ich in mein Navi „Autobahnen vermeiden“ eingegeben hatte, kam ich durch kleine, teilweise ungeteerte Landstraßen nach Helsinki.
Einmal machte ich noch eine Fotopause, um die Kirche in Kärköla zu fotografieren:
Nahezu unmöglich war es, den Terminal der Finnlines zu finden. Es waren zwar mehrere Fährsymbole zu sehen und auch mein Navi bot mir gleich mehrere an, doch es gab in der ganzen Stadt keinen einzigen Hinweis auf die Fähre nach Travemünde. In meiner Doofheit oder man kann es auch Cleverness bezeichnen, fuhr ich zum gut sichtbaren Terminal der Viking‐Line und fragte dort nach. Die Dame war so freundlcih, mir eine Karte von Helsinki zu geben und schrieb auch den Namen des Ortsteiles auf, wo ich den Terminal finden würde. Sie zeigt mir auch die Route bis an das Kartenende und die fuhr ich auch (mit kleinen Umwegen). Ich fuhr weit außerhalb der Stadt, bis ich der Ansicht war, ich wäre schon fast in St. Petersburg und so kehrte ich um. Der vom Namen her einleuchtende Hansaterminal war geschlossen. Da wollte mich mein Navi auch immer hinbringen. So beschloss ich, ein Taxi zu bitten mich nach Vuosaari zu geleiten, wo der Terminal sein soll. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich eines anhalten konnte. Der Taxifahrer war dann so nett und hat mich hingeführt.
Das war mein Geleittaxi für 35 €.
Es war noch viel, viel weiter, als ich vorher schon gefahren war und ich dachte erneut, ich wäre gleich in St.Petersburg, doch er führte mich zum Finnlines‐Terminal, der seit ca. 2 Jahren hier draußen etabliert ist, allerdings ohne ein einziges Hinweisschild in der Stadt bzw. auf der Schnellstraße. So zahlte ich 35 € für die Taxiführung und kam dann endlich im Terminal an. Als ich zum Counter ging, war der unbesetzt und zwei Herren meinten, der wäre schon geschlossen, doch eine auch anwesende Dame sagte, der würde gleich wieder eröffnet. Und so war es dann endlich nach ca. 15 Minuten Warten auch.
Ich erzählte der Dame am Schalter von meinem Problem, hierher zu kommen und sagte, dass ich ein Taxi gebeten hatte, mich hierher zu führen. Sie meinte nur kühl: „Das machen viele!“ Toll, kann ich da nur sagen. Statt dass sich die Reederei um eine anständige Ausschilderung bei der Stadt bemüht (vielleicht tut sie es ja, aber offensichtlich ohne sichtbaren Erfolg!). Ich erzälte ihr auch von meinem Bemühen, vor zwei Tagen per Online zu buchen, doch das Buchungsportal antwortete: Ich müsste 5 Tage voher buchen. Sie meinte, dass das nicht angehen könnte und telefonierte noch, um sich zu vergeswissern. Man könnte sogar noch am gleichen Tage buchen. Was habe ich da wohl falsch gemacht? Aber ich bekam noch ein Ticket für 679 € incl. Menugutschein. Die Außenkabine kostete allerdings mit 350 € am meisten!
Ade Finnland und hinein in den Schlund des Schiffes und das ist meine 350 € ‐Koje!
Meine Fähre und das muss wohl ein Schwesterschiff sein, doch nein, es ist kleiner und dieses Schiff „Finnsea“ habe ich schon mehrmals durch den Nord‐Ostsee‐Kanal fahren sehen.
Allein schon 7 Containerreihen auf dem Achterdeck. Ein ganz schöner Brocken: 219 m lang und 30 m breit!
Zwei Minuten nach halb sechs hieß es dann „Leinen Los“ (bestimmt auf Finnisch) und das Schiff legte ab.
Meine letzten Blicke auf Finnland mit seinem Wasser und den Inseln. (Im Westen scheint es wieder aufzuklaren. Na, mal abwarten, denn wenn wir gegen halb 6 ablegen, wird der Sonnenuntergang nicht mehr fern sein.
Mich hat gewundert, was diese beiden Seezeichen (falls es denn welche sind) zu bedeuten haben. Vielleicht die Einfahrt in den Hafen?
Nach dem Abendessen bin ich noch einmal an Deck gegangen und man sah schon die dicken Wolken aufkommen.
Ich bin dann sehr früh ins Bett gegangen und habe zum ersten Mal seit langem wieder ein Buch angefangen zu lesen, und zwar das Buch „Der dunkle Thron„ von Rebecca Gablé, das ich zum Geburtstag von den Kindern bekommen hatte. Doch lange habe ich nicht gelesen, obgleich es sehr interessant ist, und habe so gegen 21 Uhr das Licht ausgemacht. Doch einschlafen konnte ich lange nicht, denn der Wellengang wurde immer stärker. Ich glaube, als wir aus dem Finnischen Meerbusen herauskamen, hat der Nordwind noch mal zugelegt und dicke Brecher verursacht. Das Schiff stampfe und rollte stark. Eigentlich hätte ich aufstehen und mich an Deck begeben sollen, um das Schauspiel zu beobachten, doch dazu war ich zu müde und zu faul. Ich schätze, so nach Mitternacht wurde es ruhiger und ich konnte gut schlafen.
Freitag, 27. September 2013
Am nächsten Morgen war wieder eitel Sonnenschein, wie mir mein erster Blick aus meinem Kabinenfenster verriet.
Und auch an Deck war alles in Ordnung – auch kein Container war über Bord gegangen!
Der Wellengang hatte sich beruhigt und wir führen ruhig duch die Ostsee bei ca. 4 Windstärken.
Vom Frühstück aus konnte ich Land am Horizont sehen. Das wird wohl Gotland gewesen sein. Leider war auf dem Schiff kein Monitor vorhanden, der die Position des Schiffes anzeigt, wie ich es von anderen Schiffen und in Flugzeugen schon oft gesehen hatte.
Ich habe mich dann wieder in meine Koje begeben und das Buch weitergelesen. Das werde ich wohl gleich wieder tun, nachdem ich diese Zeilen beendet habe.
Zum Schluss einer schönen Reise gehört natürlich ein ebenso schöner Sonnenuntergang, wie wir ihn erleben durften.
Fazit meiner Reise um den Bottnischen Meerbusen:
Also zusammenfassend muß ich sagen: Es war wunderschön! Das Wetter spielte größtenteils mit, auch das gelbe Herbstlauf der Birken war herrlich anzusehen. Ich hätte allerdings gehofft, nicht nur durch Wälder zu fahren, sondern auch Küstenrouten kennenzulernen, von denen man auch das Meer sehen kann. Doch das war so gut wie nicht der Fall. Was ich sehr schön fand, waren die vielen sehr schönen Kirchen, sowohl in Schweden als auch in Finnland, so dass es eher eine Kirchenreise als eine Küstenreise geworden ist. Gefreut habe ich mich, erneut freilaufende Rentiere gesehen und wieder einmal den Polarkreis erlebt zu haben.
Eine solche Reise ist allerdings nicht ganz billig, denn Hotels, Essen und Trinken sind weitaus teurer als in Deutschland. Hinzu kommen noch die nicht gerade billigen Fähren, insbesondere die Rückfahrt von Helsinki mit der Finnlines.
Ihr Single‐Reisender
Jens Diekmann