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Vorbemerkung

Karsten, ein langjähriger Hotelkollege, betreibt im Schwarzwald zwei Gästehäuser, die dem Landessportverband Baden-Württemberg gehören. Eines davon liegt in Bernau im Schwarzwald auf ca. 950 m Höhe. Und in diesem Ort findet in diesem Jahr (2015) die Weltmeisterschaft im Hundeschlittenrennen statt. Er hat den Auftrag bekommen, das gesamte Catering zu übernehmen – für einige Tausend Besucher!

Clever wie er nun mal ist, hat er alle seine Bekannten und Freunde gefragt, ob sie ehrenamtlich an der Organisation und Teilnahme – nicht am Rennen, sondern an der Speisung der 5.000 – mitmachen möchten.

Da ich als Ren(n)tier Zeit und Lust hatte, habe ich mich angemeldet und gefragt, was denn so ein alter tattriger Opa machen könnte. Und was hat er geantwortet? Sonderauftrag: Kasse!

1. Tag 17.2. 2015: Hexenverbrennung

Nun bin ich schon am Dienstag angereist und da es der Faschingsdienstag war, fand abends eine Faschingsveranstaltung im Freien mit Guggen-Musik und Hexenverbrennung statt.

Da ich als Nicht-Alemanne keine Ahnung hatte, was „Guggen“ bedeutet, haben wir einen Einheimischen gefragt, der solche Musike macht, was das denn bedeuten würde. Er konnte es nicht genau sagen, nur, dass man viel Lärm macht. Er musste einen älteren Kollegen fragen, der meinte, dass dies aus dem Schwyzerdütsch kommen würde und so viel wie Tüte bedeutet. Man bläst halt in die Trompete und schaut, was dann dabei herauskommt. Da mir das nicht ganz klar zu sein scheint, werde ich das wohl mal bei Google nachschauen müssen (doch da steht was Ähnliches: „Der Begriff leitet sich vermutlich her von „Gugge“, was im Alemannischen für Tüte steht. Im Schweizerdeutsch steht der Begriff „Gugge“ für alle Arten von Blechblasinstrumenten“).

Nachdem wir jeder eine leckere Gulaschsuppe und 2 Bierchen getrunken hatten, begann das Hexenverbrennen.

Da steht der sorgfältig aufgebaute – doch etwas schiefe – Holzturm und wartet auf die Anzünder.

20150217-3 Die kamen dann auch mit ihrem Gasbrenner (wie zünftig!) und steckten den Stapel an, der dann auch schnell in hellen Flammen stand. 20150217-6

20150217-12 Das Scheiterhaufen verbrennen ist ja ein uralter Brauch, mit dem der Winter ausgetrieben werden soll – so auch die riesigen und schrecklich aussehenden Holzmasken der alemannischen Fasnacht – ähnlich dem Bikebrennen an der Nordseeküste. Doch was das mit der Hexenverbrennung zu tun haben sollte, stammt wohl aus dem Mittelalter der katholischen Kirche, als kluge Frauen zu Hexen erklärt und dann verbrannt wurden. Was das heute noch soll, frage ich mich ganz einfach und finde es zumindest geschmacklos.

20150217-22 Der Holzturm hielt sich erstaunlich lange senkrecht und jeder wartete gespannt, wann er wohl in sich zusammenbrechen würde.

Dann kam noch ein kleines Feuerwerk hinzu (das war wohl, als der Geist der Hexe gen Himmel stieg?) 20150217-19

20150217-29 Das ganze Dorf von Klein bis Groß blickte gespannt in die Flammen und den stiebenden Funkenflug, der gen Himmel stieg.

So Langsam begann er seine Form zu verlieren und knickte in der Hüfte ein… 20150217-40

20150217-46… um dann mit einem großen Getöse und riesigem Feuerball in sich zusammenzustürzen. 20150217-50

Damit hatten wir gesehen, was wir sehen wollten und begaben uns wieder zurück ins Hotel.

  1. Tag 18. 2. 2015 : Schneewandern

Da ich ja früher als andere Helfer gekommen war, hatte Karsten heute für mich nur sehr wenig zu tun. Ich brauchte nur die Westen auszupacken und zu zählen. Somit schickte er mich – nicht in die Wüste – sondern meinte, ich könnte heute ja den Tag genießen und wir müssten erst so gegen 17:00 Uhr die Schneebar zurecht machen.

So nutzte ich den herrlichen Tag zu einer ausgedehnten Schneewanderung über den Panoramaweg oberhalb von Bernau.

DSC09261.jpg Blick von meiner Terrasse auf Bernau DSC09262.jpg

DSC09263.jpg schöne lange Eiszapfen.

DSC09264.jpg Keine Ahnung, was das für ein Schwarzwald-Unhold ist?

DSC09266.jpg DSC09267.jpg 20150218-52 Und das sind die Ausblicke, wenn man über den Panoramaweg spazieren geht.

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  1. Tag 19. 2. 2015 : Taxi nach Basel

Aus welchen – mir nicht bekannten – Gründen hatte Karsten offenbar vergessen, dass zwei seiner Helfer aus Lübeck mit dem Flieger nach Basel angereist sind und dort am Flughafen warteten. Flexibel wie ich nun mal bin, habe ich mich also zum Schwarzwald-Taxifahrer umgewandelt und bin nach Basel zum Flughafen gefahren, wo ich noch nie war. Hat aber geklappt, so dass die beiden aus Lübeck dann auch mit auf die Piste kommen konnten, wo wir das große Zelt mit eingeräumt, die ganzen Getränke in einen Container umgepackt haben und dann im Hotel bzw. dem Gästehaus eine kräftige Suppe mit Würstchen zu uns nahmen.

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Jetzt geht’s gleich los zum Kurhaus, wo heute Abend das Get-together stattfindet und wir zum ersten Mal zeigen müssen, was wir so drauf haben…

Das lief dann auch sehr gut, wobei ich keine Fotos machen konnte, da mein Akku von der Kamera plötzlich leer war (zum Glück nur von der Kamera!).

  1. Tag: 20. 2. 2015 1. Renntag

Da wir um 8:00 Uhr auf dem Rennplatz sein mussten, habe ich seit langem mal wieder mit dem Wecker aufstehen müssen (Mitten in der Nacht um 6:45 Uhr).

DSC09273.jpg  DSC09272.jpg Bei erneut strahlendem Wetter ging´s um 7:30 Uhr hoch zum Rennplatz, wobei wir spezielle Nummern für unsere Autos bekommen haben, die eine freie Durchfahrt auf der ansonsten gesperrten Straße ermöglichte. Oben angekommen mussten wir natürlich die ganzen Vorbereitungen für die Massenverpflegung erledigen, was eine ganze Menge Arbeit war.

DSC09282.jpg Das ist das Start und Zielgebiet. DSC09283.jpg

Karsten bei der Befehlsausgabe. DSC09292.jpg

Er hatte genügend fleißige Helfer engagiert, so dass alles rechtzeitig fertig geworden wäre, wenn – ja, wenn das liebe Wörtchen WENN nicht wäre – die Technik uns keinen Streich gespielt hätte, denn nur die Hälfte der Stromversorgung funktionierte. So mussten sich die ersten Gäste noch ein wenig gedulden, doch das war eigentlich auch kein wirkliches Problem.

DSC09285.jpg Ich fragte die Kleine, ob sie auch eine Mascha wäre, doch sie meinte nur: „Ich bin die Tochter eines Maschas“. Die wird bestimmt mal eine! Davon bin ich fest überzeugt!

DSC09289.jpg Die Hunde warteten schon ganz ungeduldig darauf, dass es nun endlich losgeht.

DSC09293.jpg Hier wird gerade der Kinderpunsch zubereitet.

DSC09294.jpg Und hier der Glühwein.

DSC09295.jpg DSC09296.jpg Zünftiges Transportfahrzeug zur Beschickung der Schneebar und der Verpflegungsstation auf dem „Feldherrenhügel“, wie Karsten den Platz beim Massenstartplatz bezeichnet hat.

DSC09299.jpg DSC09300.jpg Hier steigt schon weißer Rauch auf, das bedeutet: Wir erwarten EUCH!

Und dann ging´s los: DSC09303.jpg Zuerst mit dem Skikjöring.

DSC09307.jpg Die ersten Hundeschlitten warteten auf Ihren Start, wobei die Hunde vorne festgehalten werden mussten, damit sie nicht gleich losflitzen. Ich hatte das Gefühl, als wären sie alle vorher mit Adrenalin vollgepumpt worden, so gierig warteten sie darauf, endlich loszurennen.

DSC09304.jpg Letzte Handgriffe, damit alles klappt und keiner ausrutscht.

DSC09305.jpg Auch die Helfer mussten sich natürlich mal ausruhen und sich stärken. DSC09309.jpg

Ein herrlicher Tag neigt sich dem Ende zu…20150218-53

DSC09313.jpg DSC09310.jpg… und am Abend konnten wir einen tollen Mond mit Erdschatten neben der Venus betrachten, die auch noch einen Nachbarstern hatte.

  1. Tag 21. 2. 2015 : Zweiter Renntag

DSC09316.jpg DSC09317.jpg DSC09318.jpg Bei dichtem Schneetreiben mussten natürlich zunächst die Speisen und Getränke auf die „Außenstationen“ gebracht werden. Es waren viele Hände notwendig, um alles an seinen Ort zu bringen.

DSC09315.jpg Zur Erleichterung half die Pistenraupe.

Und dann ging´s auch schon los mit den Rennen, DSC09319.jpg bei denen mehrere Tausend Besucher begeistert zuschauten.

 

DSC09323.jpg DSC09325.jpg DSC09324.jpg Wie man sehen kann, hatten die Mädels viel Spaß bei der Arbeit.

DSC09327.jpg DSC09328.jpg Doch nicht nur die Mädels hatten ihren Spaß.

DSC09326.jpg Der Glühwein wurde zünftig auf einem Holzofen gewärmt.

DSC09301.jpg In der Schneebar durfte auch geraucht werden.

DSC09329.jpg DSC09330.jpg Auch die Maschas und ihre Hunde bereiteten sich auf das vor ihnen liegende.

DSC09331.jpg Alles „well prepared“. Jetzt kann´s losgehen!

DSC09335.jpg Da kommen die ersten Schlittenhunde auch schon um die Ecke geschossen … DSC09333.jpg …und flitzen mit hohem Tempo an den Zuschauern vorbei.

DSC09336.jpg DSC09344.jpg Und da ist auch schon das nächste Gespann, das unbedingt Weltmeister werden möchte.

DSC09337.jpg Letzte Stärkung bevor der große Ansturm beginnt! DSC09338.jpg DSC09339.jpg  DSC09340.jpg

DSC09351.jpg Geschafft und jetzt schnell wieder in die eigenen Hütten, zum Happy-Happy-Machen…

…oder ins Zelt: DSC09353.jpg DSC09354.jpg

  1. Tag 22. 2. 2015: Letzter Renntag

20150218-54 Warten auf den Ansturm. Karsten gibt die letzten Rwegieanweisungen.

Alles eine Frage des „mis en place“, wie wir gelernt haben. 20150221-55 20150221-69 Seine bundesweit herbeigeeilten Helfer und Helferinnen sind alle auf ihren Posten. 20150221-67 (nur der Chronist hat noch Zeit, die letzten Bilder zu schießen.)

Danach muss auch der Chronist an die Kasse, um die Millionen zu kassieren und Bons zu verteilen, damit alle Essen und Trinken können:

20150221-64 Speisung der Fünftausend., St. Blasien 20150221-72

Danach: 20150221-65 Erschöpft aber zufrieden, dass alles so gut geklappt hat!

Und so sehen Weltmeister aus:  20150221-71

 7. Tag 23. 2. 2015: St. Blasien

Am letzen Tag haben einige noch einen kulturellen Ausflug nach St. Blasien gemacht, um nicht nur Sport, Natur und „Fressen“ zu erleben, sondern auch etwas Kultur mitzunehmen: 20150223-78 Der Dom in St. Blasien… 20150223-74 …mit seiner herrlichen Kuppel

Fazit:

Es hat wohl allen Teilnehmern aus Nah und Fern einen Riesenspaß gemacht! Und wer hat schon die Chance, einmal bei einer Hundeschlitten-Weltmeisterschaft dabei sein zu können?

Und dann noch mit Sonderausweis ins abgesperrte Gebiet fahren zu dürfen:

Beim nächsten Mal sind wir wieder dabei. Versprochen!!!!

Euer

Jens Diekmann